Gegen Ende Januar dieses Jahres häuften sich die Berichte rund um die GameStop-Aktie, einem amerikanischen Unternehmen, welches diverse Spiele für PC und Konsolen verkauft.
Über die überwiegend bei jüngeren Menschen beliebte Plattform „Reddit“ verabredeten sich eine Vielzahl von jungen Börsenspekulanten zum gezielten Kauf der GameStop-Aktie. Durch diese Absprache verfolgten sie das Ziel, den Kurs der GameStop-Aktie in die Höhe zu katapultieren, um somit hauptsächlich den angefeindeten Hedgefonds zu schaden. Denn diese hatten zuvor im Rahmen von Leerverkäufen auf fallende Kurse gesetzt und somit durch den gigantischen Anstieg der GameStop-Aktie Verluste in Milliardenhöhe eingefahren. Diese Wette begründeten die Hedgefonds ursprünglich damit, dass sie das Geschäftsmodell des Unternehmens für nicht wettbewerbsfähig hielten und somit von einem fallenden Aktienkurs ausgingen. Allgemein ist jedoch bekannt, dass Hedgefonds durch diese Leerverkäufe den Abwärtstrend einer Aktie beschleunigen wollen, um somit Gewinne in teilweise Milliardenhöhe zu generieren. Während viele Kapitalmarktexperten das Vorgehen und Handeln von Hedgefonds als zweckmäßig erachten und sogar von einer Art regulierender Funktion sprechen, sehen andere in Hedgefonds lediglich eigennützige Spekulanten, die nur an ihren Profit denken, ohne Rücksichtnahme von Schäden und Folgen ihrer spekulativen Wetten.
Der Absturz der GameStop-Aktie
Die „Reddit“ Internet-Community verabredete sich somit anschließend dazu, über Brokeranbieter wie Robinhood und TradeRepublic, die GameStop-Aktie zu kaufen, um das Unternehmen vor den Attacken der Hedgefonds zu schützen und vor einem fallenden Aktienkurs zu bewahren. Neben dieser großmütigen Geste verfolgten die jungen „Zocker“ natürlich auch eine hohe Rendite, denn aufgrund ihrer Absprache zum Kauf, explodierte der Aktienkurs förmlich. Die Euphorie von einem steigenden Aktienkurs hielt jedoch nicht lange an. Somit fiel der Aktienkurs binnen weniger Tage von knapp 483 US-Dollar auf gut 40 US-Dollar. Viele, vor allem unerfahren Neuanleger, welche als Nachzügler agierten, um somit von dem GameStop Phänomen zu profitieren, blieben auf sehr hohen Verlusten sitzen. Ironischer Weiße waren es die Hedgefonds, die sich gegenseitig mit Milliardensummen unterstützten und somit größere finanzielle Probleme vermeiden konnten.
Sollte man Leerverkäufe regulieren?
GameStop ist nur das jüngste Beispiel, wie Finanzmärkte und Aktienkurse von Nichtprofis beeinflusst und manipuliert werden können. Insbesondere das Internet bietet die Möglichkeit für Kleinanleger und Spekulanten, sich zu gruppieren, um gemeinsame Vorhaben und Wetten in die Realität umzusetzen. Professor Hans-Peter Burghof, tätig am Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheim, ist der Ansicht Hedgefonds hätten mit ihren Aktionen den Bogen überspannt. Durch ihre Wette auf fallende Aktienkurse bei GameStop hätten sie „mit aller Gewalt in eine Richtung gezogen“. Es sei die Aufgabe und Verantwortung der Marktaufsichtsbehörde diese Leerverkäufe geringstenfalls einzugrenzen. Professor Burghof vertritt die Ansicht, die Behörde hätte früher eingreifen können, hat dies jedoch nicht getan. Er spricht gar von einem Versagen des Finanzmarktes „das eingebaut ist in diese Konstruktion der Short Sales, der Leerverkäufe“.
Erste Ermittlungen im Fall GameStop haben begonnen
Zumindest in den USA führte die GameStop-Angelegenheit und ihr Ausmaß zu einer sofortigen Reaktion seitens der Aufsichtsbehörde und sogar der Politik. Über die vergangenen Wochen wurde im US-Kongress vehement debattiert, ob es als Konsequenz notwendig sei, neue Regeln für den Handel formulieren zu müssen. Der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton reklamierte es würde „nach Korruption stinken“. Er ließ des weiteren Ermittlungen in die Wege leiten aufgrund des Verdachts der illegalen Absprache zwischen Hedgefonds und Online-Brokern. Auch das Finanzministerium sowie die Börsenaufsicht SEC leiteten eine Investigation in die Wege. Insbesondere das Einsammeln von 3,4 Milliarden Dollar der Brokerfirma Robinhood bei Investoren zur Stärkung der eigenen Kapitaldecke, zum gleichen Zeitpunkt der GameStop-Turbulenzen, rief die Ermittler auf den Plan. Robinhood-Chef Vlad Tenev bekräftigte jedoch, dass es keinen Einfluss seitens der Hedgefonds gegeben hätte. Dennoch ist ein baldiges Ende der Untersuchungen sowie Kongressanhörungen, welche die Rollen von Social Media, Onlinebrokern und anderen Finanzmarktspekulanten verdeutlichen sollen, noch in weiter Ferne.
GameStop-Aktie – Anlageentscheidungen objektiv treffen
Nach anfänglichem Schweigen hat sich nun auch die BaFin erstmals zur GameStop-Affäre geäußert. Die BaFin warnte Privatanleger explizit vor den Risiken, welche mit Wertpapierkäufen einhergehen, insbesondere wenn diese auf Meinungen in sozialen Medien, sowie Foren basieren. „Es besteht ein erhebliches Verlustrisiko, da auf kurzfristige Kurssteigerungen, die infolge der Aufrufe und entsprechenden Spekulationen entstehen, starke Kursrückgänge folgen können“, argumentiert die Finanzaufsicht. Des weiteren folgte die Empfehlung der BaFin, Anlageentscheidungen nicht aufgrund von Meinungen und Aufrufen auf Onlineplattformen und Messengerdiensten zu treffen. Stattdessen sollten Privatinvestoren Informationen zu potenziell interessanten Wertpapieren stets aus objektiv betrachteten Quellen erlangen. In den sozialen Medien bestehe nämlich die Gefahr mit falschen und irreführenden Nachrichten bzw. Aussagen konfrontiert zu werden. Daraus resultiere die Konsequenz, dass Investments unter falschen Annahmen und Hintergründen getroffen werden.
Fazit zum Fall rund um die GameStop-Aktie
Neben zahlreicher Kritik rund um die GameStop-Angelegenheit sehen Marktexperten vereinzelnd auch positive Aspekte. Somit könne man auch im Rahmen von Verlusten sehr viel über den Handel und die Funktionsweise der Kapitalmärkte lernen, argumentieren sie. Insbesondere während der Corona-Krise, welche das alltägliche Leben und die dazugehörenden Freizeitaktivitäten vehement einschränkten, hätten vermehrt junge Anleger in Deutschland den Aktienhandel für sich entdeckt, wie das Deutsche Aktieninstitut beobachtet. Bis heute ist das Interesse der Deutschen an Aktien im internationalen Vergleich sehr überschaubar. Gemäß des Marktforschungsinstitut Gallup besaßen im Jahre 2020 ca. 55 % der US-Amerikaner Aktien. In Deutschland sind es hingegen nur 12 %, wie aus einer Studie der Deutschen Bank hervorgeht.
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Der verwendete Chart der GameStop Corp. A bezieht sich auf den Zeitraum 24.08.2020 bis 23.02.2021 und beruht auf Angaben von www.vwd.de. Die Darstellung erfolgte in Euro. Die Werteentwicklung ist in brutto unter Verwendung der BVI-Methode, sie berücksichtigt alle auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. die Verwaltungsvergütung), die Nettowertentwicklung zusätzlich den Ausgabeaufschlag. Weitere Kosten können auf Kundenebene individuell anfallen (z.B. Depotgebühren, Provisionen und andere Entgelte). Eine Kurs- oder Wertentwicklungen in der Vergangenheit ist kein verlässlichen Indikator für zukünftige Ergebnisse
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