Für die nächste Zeit sollte die Beachtung von Qualitätskriterien beim Investment in Aktien entscheidend sein. Sei es starke politische Einflussnahme, sei es ein sich veränderndes Zinsumfeld und die damit einhergehenden Herausforderungen von Unternehmen bei Refinanzierungen, sei es generell stärkeres oder schwächeres Wachstum, das Interesse für neue technologische Trends oder schlicht der Schwenk von Anlegerpräferenzen – die Aktienmärkte sind stets in Bewegung.
Einleitung
Seit Ende 2024 ist vermehrt zu beobachten, das langjährige Interesse für Wachstumsaktien (Growth) hat sich zugunsten werthaltiger Aktien (Value) verschoben. Generell sind – messbar über die letzten 100 Jahre der Börsengeschichte – die Bedingungen für Value schon besser gewesen. Bedingt durch eine sehr expansive Zinspolitik der Notenbanken gab es aber über einen ungewöhnlich langen Zeitraum eine Sonderkonjunktur für Growth. Nun scheint sich dieser Trend umgedreht zu haben, was in Konsequenz günstigere Bedingungen für Value mit sich bringt.
Gründe für den Fokus von Qualitätskriterien
Für die nächste Zeit sollte die Beachtung von Qualitätskriterien beim Investment in Aktien entscheidend sein. Die Gründe sind vielfältig:
- Langfristig höhere Renditen bei geringerem Risiko: Qualitätsaktien, also Anteile an Unternehmen mit stabilen Gewinnen, solider Bilanz und nachhaltigem Wachstum, haben in der Vergangenheit im Durchschnitt eine bessere Rendite erzielt als der Gesamtmarkt – und dass bei geringeren Kursschwankungen. Sie bieten ein attraktives Verhältnis von Ertrag zu Risiko und sind weniger anfällig für starke Verluste in Krisenzeiten.
- Nachhaltiges Wachstum und Widerstandsfähigkeit: Unternehmen mit ausgeprägten Wettbewerbsvorteilen, starker Marktposition und gutem Management sind in der Lage, auch in wirtschaftlich schwierigen Phasen stabil zu bleiben und weiter zu wachsen. Das macht sie widerstandsfähiger gegenüber Konjunkturschwankungen und Krisen.
- Minimierung von Risiken: Die Analyse von Qualitätskriterien wie Verschuldungsgrad, Gewinnstabilität und Kapitalrentabilität hilft, Unternehmen mit erhöhtem Insolvenzrisiko oder instabilen Geschäftsmodellen frühzeitig auszusortieren. So lassen sich Verluste im Portfolio häufig vermeiden (alternativ: reduzieren).
- Objektive Entscheidungsgrundlage: Die Orientierung an klaren, überprüfbaren Qualitätsmerkmalen schützt vor emotionalen Fehlentscheidungen und kurzfristigen Modetrends am Markt. Sie ermöglicht eine systematische und rationale Auswahl von Aktien.
- Bessere Planbarkeit: Qualitätsunternehmen bieten oft eine verlässlichere Dividendenpolitik und stetige Ertragssteigerungen. Das erleichtert die Planung für Anleger, die auf regelmäßige Ausschüttungen oder langfristigen Vermögensaufbau setzen.
Zusammengefasst bedeutetet das: Die Beachtung von Qualitätskriterien erhöht die Wahrscheinlichkeit, langfristig erfolgreich und mit weniger Schwankungen am Aktienmarkt zu investieren, da sie auf Unternehmen mit nachhaltigem Geschäftsmodell, starker Finanzkraft und stabilen Erträgen fokussiert.
Kriterien zur Bestimmung der Werthaltigkeit von Aktien
Nahezu alle Anleger kennen einfache Kriterien zur Bestimmung der Werthaltigkeit von Aktien, wie beispielsweise:
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): Gibt Hinweise auf die Bewertung der Aktie im Verhältnis zum Gewinn.
- Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): Bewertet das Verhältnis des Aktienkurses zum Buchwert je Aktie.
Doch es gibt noch weit mehr quantitative Kriterien. Die wichtigsten Kennzahlen betrachten wir in einem ersten Schritt und sind hier zusammengefasst:
- Eigenkapitalrendite (ROE, Return on Equity): Zeigt, wie effizient das Unternehmen mit dem eingesetzten Eigenkapital arbeitet. Ein hoher ROE gilt als Zeichen für Qualität.
- Verschuldungsgrad (Debt-to-Equity Ratio): Geringe Verschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital wird als positiv bewertet.
- Gewinnstabilität (Earnings Variability): Unternehmen mit stabilen oder wachsenden Gewinnen über mehrere Jahre gelten als qualitativ hochwertig.
- Cashflow und Free Cashflow: Ein starker, nachhaltiger Cashflow signalisiert, dass das Unternehmen seine Investitionen, Dividenden und Schulden bedienen kann.
- Umsatzwachstum: Kontinuierliches und möglichst hohes Umsatzwachstum ist ein Qualitätsmerkmal.
- Bruttomarge (Gross Margin): Hohe Bruttomargen deuten auf ein profitables Geschäftsmodell hin.
- PEG-Ratio: Das Verhältnis von KGV zum Gewinnwachstum, um überbewertete Wachstumsaktien zu vermeiden.
- Dividendenkontinuität und -wachstum: Langjährige, stetig steigende Dividenden (z.B. Dividenden-Aristokraten) sprechen für Qualität.
- Rule of 40: Summe aus Umsatzwachstum und Free-Cashflow-Marge, besonders bei Wachstumsunternehmen relevant.
Aus der Auflistung der Kennzahlen lässt sich erkennen: Auf den ersten Blick wirkt die Kombination aller Kriterien zwar attraktiv, doch wie aussagekräftig eine Kennzahl wirklich ist, hängt stark davon ab, welcher Branche die Aktie zugeordnet wird.
Deshalb sind in einem zweiten Schritt qualitative Kriterien der Unternehmen zu untersuchen, die immer auch einen Blick auf ihre Konkurrenten, also den Branchenvergleich aushalten müssen:
- Wettbewerbsvorteile (Moat): Einzigartige Marktstellung, Preissetzungsmacht oder Schutz vor Konkurrenz durch Patente, starke Marken oder Netzwerkeffekte.
- Wettbewerbssituation: Führende Position im Markt, geringe Abhängigkeit von wenigen Kunden oder Lieferanten.
- Geschäftsmodell: Stabil, nachvollziehbar und zukunftsfähig; das Unternehmen sollte in der Lage sein, auch in schwierigen Zeiten Erträge zu erzielen.
- Managementqualität: Glaubwürdigkeit, Erfahrung und nachweislicher Erfolg des Managements sind entscheidend.
- Innovationskraft: Fähigkeit, sich an Marktveränderungen anzupassen und neue Produkte/Dienstleistungen zu entwickeln.
- ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung): Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Unternehmensführung können von Bedeutung sein.
- Aktionärsorientierte Kapitalallokation: Effizienter Einsatz von Kapital im Sinne der Aktionäre (z.B. durch Dividenden, Aktienrückkäufe).
Zusätzliche Aspekte müssen mindestens bei Unternehmen aus speziellen Branchen berücksichtigt werden:
- Bilanzstärke: Solide Bilanz mit hoher Eigenkapitalquote und Liquiditätsreserven, wie beispielsweise bei forschenden Unternehmen der Biotechnologie. Die Refinanzierungsbedingungen entscheiden mit über den Forschungserfolg.
- Bewertung im Vergleich zum fairen Wert: Eine Aktie gilt als qualitativ hochwertig, wenn ihr Marktwert unter dem geschätzten fairen Wert liegt, wie es beispielsweise für Immobilienaktien und REITs gilt. Hier veröffentlichen die Unternehmen meist selbst einen inneren Wert (Net-Asset-Value – NAV).
Fazit
Die genannten und gegebenenfalls weitere Kriterien werden je nach Anlagestrategie unterschiedlich kombiniert. Zusätzlich kann durch die Gewichtung von den gewählten Kennzahlen Einfluss auf die Aussagekraft genommen werden und somit ein individuelles Bewertungsmodell erstellt werden. In der Praxis gibt es sehr viele solcher Modelle, die täglich im Einsatz sind, um sogenannte Qualitätsaktien zu identifizieren.
Qualitätskriterien sind die Grundlage für die Arbeit von sehr erfolgreichen Investoren. Es lohnt, sich bei der Selektion der richtigen Aktien mit ihnen auseinanderzusetzen.
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