Der Trend zur Geldanlage und Altersvorsorge mit ETFs erlebt seit Jahren einen regelrechten Boom. Was ETFs sind und inwiefern sie sich von traditionellen Fonds unterscheiden, lesen Sie in diesem Artikel.
Exchange Traded Funds – börsengehandelte Indexfonds
ETFs ermöglichen es Ihnen, mit einem Wertpapier kostengünstig in ganze Märkte zu investieren. Durch die Investition in den MSCI-World ETF streuen Sie zum Beispiel ihre Anlage in rund 1.600 Unternehmen aus der ganzen Welt. ETFs müssen dabei nicht zwangsläufig Aktienindizes nachbilden. Im Grunde kann ein ETF Wertpapiere jeder beliebigen Anlageklasse nachbilden, wobei sich das Wort „Fonds“ bereits im Namen des ETFs befindet. Tatsächlich ist die Funktionsweise hier wie bei traditionellen Fonds. Eine detaillierte Erklärung zum Thema Fonds haben wir bereits veröffentlicht. Vereinfachend gesagt bündeln viele Investoren ihr Kapital und übergeben die Vollmacht an einen Fondsmanager. Dieser legt das Kapital dann entsprechend der Anlagestrategie in die jeweiligen Assets an.
Das Kapital der Investoren zählt dabei zum Sondervermögen, welches rechtlich strikt vom Vermögen der Fondsgesellschaft getrennt ist. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass die Gelder der Investoren im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt sind.
Was ist nun ein ETF? Ein ETF ist kein traditioneller Fonds, sondern ein Indexfonds. Der Anspruch eines Indexfonds ist es, die Entwicklung eines Indexes so genau wie möglich abzubilden. Beim Referenzindex kann es sich um einen Aktienindex wie den DAX oder MSCI World handeln. Alternativ kann es ein thematischer Index sein, beispielsweise einer, welcher ausschließlich Aktien von Unternehmen der Immobilien- oder Pharmabranche enthält.
Anders als bei traditionellen Fonds sind ETFs „exchange-traded“, also börsengehandelt und daher so einfach und schnell handelbar wie andere Aktien und Anleihen.
Die Vorteile von ETFs im Überblick:
- Transparenz
- Geringe Kosten
- Liquidität
- Breite Streuung
- Sicherheit (Sondervermögen)
- Abdeckung verschiedener Anlageklassen und Themen
Aufgrund der vielen Vorteile werden ETFs unter den Anlegern immer beliebter und das Anlagevolumen wächst ununterbrochen.
Arten von ETFs
Physische Replikation: Die physische Replikation ist die wohl intuitivste Methode. Dabei werden die tatsächlichen Wertpapiere des Referenzindexes einfach in der entsprechenden Gewichtung vom ETF-Anbieter gekauft. Der Index wird folglich mit exakt denselben Wertpapieren nachgebildet, welche in dem Index enthalten sind. Der Nachteil ist hier, dass bei sehr breitgestreuten Indizes wie dem MSCI World die Transaktionskosten schnell in die Höhe schießen und so einen Tracking Error verursachen können. Mit einem solchen Error ist die Abweichung zwischen der Entwicklung des Referenzindexes und dem ETF gemeint.
Sampling: Das Sampling ist ebenfalls eine Form der physischen Replikation, da auch hier die Wertpapiere in physischer Form vom ETF-Anbieter erworben werden. Der Unterschied zum klassischen Sampling besteht darin, dass lediglich jene Wertpapiere aus dem Referenzindex erworben werden, welche sich wesentlich auf die Entwicklung des Indexes auswirken. Durch die Verringerung der Wertpapieranzahl soll das Problem des Tracking-Errors reduziert werden.
Synthetische Replikation: Neben der physischen Replikation gibt es noch die synthetische. Dabei werden vom ETF-Anbieter andere Wertpapiere erworben als im Referenzindex enthalten sind. Anschließend findet ein Renditetausch, ein sogenanntes Swap-Geschäft, zwischen ETF-Anbieter und einer Gegenpartei statt. Die synthetische Replikation minimiert Transaktionskosten und ist teilweise unumgänglich, um die Entwicklung eines Indexes sinnvoll abzubilden. Rohstoff-ETFs sind in der Regel synthetisch, da eine physische Lagerung von beispielsweise Kaffeebohnen oder Mais viel zu teuer wäre. Jedoch darf nicht vernachlässigt werden, dass bei einer synthetischen Replikation zusätzlich ein Kontrahentenrisiko entsteht.
Ausschüttende und thesaurierende ETFs
Ausschüttende ETFs: Bei einem ausschüttenden ETF werden die Dividenden der Aktien aus dem Index an die Investoren ausgeschüttet. Bei Anleihen-ETFs sind es die Zinsen, welche ausgeschüttet werden. Ausschüttende ETFs eignen sich für einkommensorientierte Investoren.
Thesaurierende ETFs: Bei einem thesaurierenden ETF hingegen werden die Dividenden oder Zinserträge der im Index enthaltenen Wertpapiere vom ETF-Anbieter direkt reinvestiert. Thesaurierende ETFs eignen sich besonders für den langfristigen Vermögensaufbau, da in diesem Fall der Zinseszinseffekt wirkt.
ETFs und Fonds im Vergleich
Was ein ETF ist und welche Ziele im Gegensatz zu einem traditionellen Fonds verfolgt werden, wird bei einer Gegenüberstellung der beiden Anlageklassen ersichtlich.
Der Anspruch von ETFs ist es nicht, den Referenzindex zu schlagen, sondern ihn möglichst präzise nachzubilden. Bei der Betrachtung der verschiedenen Arten von ETFs haben wir bereits festgestellt, dass diverse Replikationsmethoden in Frage kommen. Fondsmanager traditioneller Fonds hingegen versuchen durch Analysen und gezielte Selektion von Einzeltiteln, eine Überrendite aus dem Referenzindex zu erzielen. In der Praxis gelingt es allerdings nur wenigen Fondsmanagern den Referenzindex zu „schlagen“, also die gewünschte Überrendite zu erzielen. Ein aktives Management geht zudem mit einer anderen Kostenstruktur einher als es bei einem passiven Anlageprodukt der Fall ist.
Einen ausführlichen Artikel zum Vergleich von ETFs mit traditionellen Investmentfonds haben wir bereits veröffentlicht.
ETFs und Aktien im Vergleich
Pauschal lässt sich nicht sagen, ob eine Investition in ETFs oder Aktien besser ist, da dies von den Zielen und der Risikotoleranz des einzelnen Investors abhängt. Bei der Investitionsentscheidung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine Investition in Einzelaktien für Investoren sinnvoller sein kann, wenn die nötige Zeit und das Know-how vorhanden sind. Nichtsdestotrotz sind die Transaktionskosten nicht zu vernachlässigen. Eine Investition in ETFs eignet sich für den passiven Vermögensaufbau ohne viel Aufwand. Wer nicht über die Zeit oder das Wissen verfügt, um durch gezielte Selektion von Aktien ein Depot aufzubauen, profitiert von ETFs.
Allerdings muss es nicht immer „entweder oder“ lauten. Unter einer Core-Satellite-Strategie versteht sich eine Anlagestrategie, welche eine ETF-Anlage als Basis nutzt. Diese bildet das Fundament der Anlagestrategie. Vereinzelt werden dann, je nach Präferenzen des individuellen Investors, Einzelaktien hinzugekauft.
Kosten bei ETFs
ETFs sind kostengünstige Finanzprodukte. Die TER, die sogenannte „Total-Expense-Ratio“ oder auch Gesamtkostenquote, gibt an, wie hoch die Kosten in Prozent sind. Je niedriger sie ist, desto besser. In der TER sind die Kosten für die Verwaltung, die Depotbank, die Mehrwertsteuer und weitere verhältnismäßig kleine Gebühren inkludiert. Allerdings sind die Transaktionskosten, welche der ETF-Anbieter durch den Kauf und Verkauf von Wertpapieren verursacht, nicht in der TER enthalten. Die tatsächlichen Kosten liegen in der Praxis folglich immer leicht über der angegebenen TER.
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