Erholung in Zeitlupe

Inhaltsverzeichnis



Konjunktur & Rentenmärkte

Der Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt derzeit eine Erholung der deutschen Konjunktur in Zeitlupentempo: Der Index stieg im April zum vierten Mal in Folge. Doch mit 86,9 Punkten (März: 86,7) liegt der Stimmungsindikator weiter unter seinem langjährigen Durchschnitt, der bei etwa 95 Punkten liegt. Die Analysten hatten vor dem Hintergrund hoher US-Zölle mehrheitlich mit einem Rückgang gerechnet. Die Befragung wird zwischen dem 15. und dem 25. eines Monats durchgeführt, entsprechend war eine Stimmungseintrübung recht wahrscheinlich.

Derweil fällt es immer schwerer, bei den US-Zöllen den Überblick zu behalten. Änderungen zu kommunizieren, die in 24 Stunden wieder hinfällig sind, bereitet uns derzeit wenig Freude. Insgesamt entsteht zunehmend der Eindruck, dass der US-Präsident Verhandlungslösungen anstrebt. Positive Meldungen kamen diese Woche z. B. aus Südkorea. Dort drehen sich die Gespräche um die Abschaffung der neuen US-Zölle. Ziel ist eine Einigung, bevor die Aussetzung der Zölle im Juli aufgehoben wird. Auch mit China dürfte verhandelt werden: US-Finanzminister Scott Bessent glaubt nicht, dass die hohen Zölle zwischen den USA (145 %) und China (125 %) lange Bestand haben werden.

Wenn sie das Vertrauen der Finanzmärkte nicht erschüttern würden, dann hätten die neuerlichen Verbalangriffe des US-Präsidenten gegen Jerome Powell, die Komik einer Attacke von Ernie auf Bert. Trump hat Powell bei dessen Kandidatur um den Posten des FED-Chefs unterstützt. Dass er ihn entlassen wird, ist daher unwahrscheinlich, zumal Trump ihm dazu Amtsmissbrauch oder grobes Fehlverhalten nachweisen müsste.

Es ist schwer zu glauben, aber Japan kämpft weiter mit zu hoher Inflation. Im Großraum Tokio stiegen die Verbraucherpreise ohne Berücksichtigung von frischen Lebensmitteln im April um 3,4 % zum Vorjahresmonat. Im März hatte der Anstieg noch bei 2,4 % gelegen. Insbesondere bei Dienstleistungen ist der Preisauftrieb weiterhin hoch.

Chinas Zentralbank hält ihr Pulver trocken und hat ihre Geldpolitik in der vergangenen Woche nicht geändert. Es ist aber zu erwarten, dass sie die Geldpolitik lockert, falls die US-Zollpolitik zu einem Einbruch der Nachfrage führt.

Griechenland befindet sich auf einem guten Kurs. Standard & Poor’s (S&P) hat die Kreditwürdigkeit des Landes von BBB- auf BBB hochgestuft. S&P begründet das Upgrade mit der „unbeirrten fiskalischen Disziplin“ der griechischen Regierung, dem „robusten Wachstum“, den Strukturreformen und den Fortschritten beim Schuldenabbau.


Aktienmärkte

Eine kräftige Erholungsrallye charakterisiert die zurückliegende Woche. US-Werte (S&P 500: +4,6 %) und insbesondere Technologie-Werte (Nasdaq 500: +6,4 %) performten dabei überdurchschnittlich. Europäische Werte (EuroStoxx 600: +4,4 %) und insbesondere solche aus den Emerging Markets (MSCI EM: +2,4 %) hatten dagegen das Nachsehen.

Die Gewinnsaison für das erste Quartal hat deutlich Tempo aufgenommen. Die aus den US gemeldeten Ergebnisse waren sehr solide und übertrafen im Durchschnitt die Erwartungen. Bei den europäischen Unternehmen, die schon berichtet haben, wurden die Analystenerwartungen im Durchschnitt nicht erreicht – insbesondere nicht bei den Gewinnen. Nur gut 12 % der europäischen Unternehmen haben berichtet, während dieser Anteil in den USA bei etwa 20 % liegt.

Der Goldpreis erreichte zwar zu Wochenbeginn erneut ein Rekordhoch, doch im weiteren Verlauf kam es zu deutlichen Verlusten, so dass sich im Wochenvergleich nur ein kleiner Kursgewinn ergibt (+0,68 %), während der Silberpreis deutlich zulegte (3,1 %). Bemerkenswert ist, dass in den letzten Wochen die Gold-Silber-Ratio über 100 gestiegen ist – ein Preisverhältnis, das in den letzten Jahren nur selten erreicht wurde. Dies spricht dafür, dass der Silberpreis noch etwas stärker aufholen könnte.


Einzelwerte

Im ersten Quartal profitierte Alphabet deutlich von starken Werbeeinnahmen, insbesondere aus dem Geschäft mit Internet-Suchen. KI-gestützte Zusammenfassungen haben das Interesse an Googles-Suchseite spürbar erhöht. Die Online-Werbeerlöse legten um 8,5 % auf 66,89 Mrd. US-Dollar zu und übertrafen damit die Markterwartungen von 7,7 %. Insgesamt stieg der Umsatz um 15 % auf 90,23 Mrd. US-Dollar. Der Jahresüberschuss kletterte auf 34,54 Mrd. US-Dollar, was einem Anstieg von rund 57 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Cloud-Geschäft verzeichnete ein Wachstum von 28 % auf 12,26 Mrd. US-Dollar, blieb jedoch leicht unter den Prognosen. Zudem kündigte das Unternehmen ein neues Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 70 Mrd. US-Dollar an und zahlte erstmals eine Dividende in Höhe von 0,21 US-Dollar je Aktie. Im US-Kartellverfahren um die Marktmacht von Google fordert das US-Justizministerium die Einbeziehung von KI. Es müsse verhindert werden, dass Google seine Dominanz bei der Online-Suche mit Hilfe von KI weiter ausbaue, argumentiert das Justizministerium.

Mit einem starken Quartalsgewinn überraschte Nordex, obwohl der Umsatz rückläufig war. Während das Projektgeschäft auf 1,2 Mrd. Euro schrumpfte, entwickelte sich der margenstarke Servicebereich positiv. Der Gewinn (EBITDA) stieg um 53 % auf 80 Mio. Euro, was einer Marge von 5,5 % entspricht und im Rahmen der Analystenschätzungen lag. Der Umsatz blieb mit 1,2 Mrd. Euro deutlich hinter den erwarteten 1,6 Mrd. Euro zurück.

Dank des anhaltenden Rüstungsbooms konnte Saab den Betriebsgewinn im ersten Quartal um 22 % auf 1,45 Mrd. schwedische Kronen steigern – umgerechnet rund 133 Mio. Euro. Das Unternehmen erwartet für das laufende Jahr ein organisches Umsatzwachstum von 12-16 %. Die wachsenden Verteidigungsausgaben in Europa und Skandinavien gelten als wesentliche Treiber dieser Entwicklung. Saab produziert u. a. Raketen, U-Boote und den Kampfjet Gripen.

Ein Umsatzwachstum von 9,9 % auf 4,96 Mrd. Euro erzielte Thales, ebenfalls vor allem getragen vom Verteidigungsgeschäft. Allerdings gingen die Auftragseingänge im Vergleich zum Vorjahresquartal um 27 % auf 3,78 Mrd. Euro zurück. Besonders im Bereich der Verteidigungselektronik blieb die Nachfrage hinter den Erwartungen. Die Jahresprognose eines Umsatzwachstums von 5 – 7 % wurde jedoch bestätigt.

Einen Umsatzanstieg um 13 % auf 6,15 Mrd. Euro konnte Adidas im ersten Quartal verbuchen. Bereinigt um den Einfluss der schwachen Verkäufe von Yeezy-Sportschuhen lag das Wachstum sogar bei 17 %. Besonders stark zeigte sich die Bruttomarge der Marke selbst mit 52,8 %. Konzernweit lag sie bei 52,1 % – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Das Geschäft entwickelte sich in nahezu allen Regionen positiv.

Einen währungsbereinigten Umsatzanstieg von 6 % auf 15,4 Mrd. Schweizer Franken konnte Roche im ersten Quartal erzielen. Besonders die Pharmasparte entwickelte sich mit einem Zuwachs von 8 % erfreulich. Trotz zunehmender Konkurrenz durch Biosimilars bei Medikamenten wie Avastin bestätigte der Konzern seine Prognose eines mittleren einstelligen Wachstums. Die kräftige Nachfrage nach Medikamenten und Diagnostika habe die negativen Effekte durch den Wegfall des Patentschutzes unter anderem für Avastin sowie durch die jüngsten Gesundheitsreformen in China mehr als kompensieren können.

Mit einem Umsatz von 14,54 Mrd. US-Dollar (+1 %) übertraf IBM die Erwartungen. Besonders das KI-Geschäft zeigte Dynamik: Der Auftragsbestand in diesem Bereich beläuft sich inzwischen auf 6 Mrd. US-Dollar. Der freie Cashflow im Quartal lag bei 2 Mrd. US-Dollar. Netto verdiente IBM im Quartal 1,05 Mrd. US-Dollar. Für das zweite Quartal wird ein Umsatz von bis zu 16,75 Mrd. US-Dollar erwartet.

Im Visier der EU-Kommission stehen aktuell Apple und Meta aufgrund von Verstößen gegen den Digital Markets Act. Die EU-Kommission legte für Apple eine Strafe von 500 Mio. Euro fest und für Meta in Höhe von 200 Mio. Euro. Die US-Regierung übte scharfe Kritik an den Strafen. An den Börsen zeigten sich jedoch keine negativen Auswirkungen, beide Aktien legten zu.

In China verliert Apple seinen Spitzenplatz im Smartphonemarkt an Xiaomi, das zudem den Export seiner Elektrofahrzeuge nach Europa ab 2027 plant. Außerdem will der weltweit drittgrößte Hersteller von Smartphones ein Entwicklungszentrum für Elektroautos in Deutschland aufbauen. Details nannte Xiaomi bislang nicht.

Dank hoher Nachfrage nach KI-Speicherchips konnte SK Hynix, der weltweit zweitgrößte Speicherchip-Hersteller, im ersten Quartal einen Gewinnsprung von 158 % verzeichnen. Der Betriebsgewinn lag bei umgerechnet etwa 5,19 Mrd. US-Dollar. Hynix zufolge haben einige Kunden in Erwartung der US-Zölle Bestellungen vorgezogen.

Ein Umsatzplus von 4,3 % auf 6,84 Mrd. Euro wurde bei Danone im ersten Quartal erzielt. Besonders stark zeigte sich die Nachfrage nach medizinischen Ernährungsprodukten sowie nach Säuglingsnahrung in China. Die Prognose eines organischen Wachstums zwischen 3 und 5 % für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Der positive Trend wird durch eine konsequente Preisstrategie und einen starken Produktmix gestützt.

Einen Rückgang des operativen Gewinns auf 13,3 Mrd. schwedische Kronen (rund 1,22 Mrd. Euro) musste Volvo im ersten Quartal hinnehmen. Als Reaktion auf geplante US-Zölle wurde die Absatzprognose für Nordamerika von 300.000 auf 275.000 Fahrzeuge gesenkt. Volvo erwartet Belastungen durch geopolitische Spannungen und zunehmenden Protektionismus.

Einen Umsatzrückgang um 9 % auf 19,34 Mrd. US-Dollar verzeichnete Tesla im ersten Quartal. Der Gewinn brach um mehr als 50 % auf 409 Mio. US-Dollar ein. Die operative Marge sank auf 2,1 %. Der Fahrzeugabsatz fiel um 13 % auf 336.681 Einheiten. Sowohl bei Umsatz als auch Absatz wurden die Analystenerwartungen verfehlt. Elon Musk führte dies auf Lieferkettenprobleme und schwache Nachfrage zurück. Eine Jahresprognose wurde nicht ausgegeben, dennoch zeigt sich das Unternehmen mit Blick auf neue Modelle zuversichtlich. Eine günstigere Version des Model Y wird nicht vor 2026 erwartet.

Eine eigenentwickelte Elektroplattform für China will Volkswagen 2027 auf den Markt bringen. Die CSP-Plattform (China Scalable Platform) soll vollständig in China für China entwickelt werden – ohne Partner. Zudem führen die Wolfsburger konstruktive Gespräche mit der US-Regierung über mögliche Investitionen in den USA. Im Gegenzug hofft man auf Erleichterungen bei US-Zöllen. Laut VW-Chef Oliver Blume wäre eine US-Produktion für Audi ein strategischer Entwicklungsschritt.

Toyota überlegt, als Reaktion auf die US-Zölle, die Produktion der nächsten Version des RAV4-Geländewagens in die USA zu verlagern. Eigentlich soll der neue RAV4 von Kanada und Japan aus in die USA exportiert werden.



Märkte in der vergangenen Woche



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Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert als Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos – Multi Chance.

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