Elliott Wellen: Perfekte Ordnung für die Aktienmärkte

Die Fibonacci-Zahlen und der Goldene Schnitt sind mathematische Phänomene, die nicht nur in der Natur für Perfektion sorgen. Laut Theorie der Elliott-Wellen bringen sie auch die Finanzmärkte in eine universelle Ordnung. Was hinter dem technischen Analysekonzept steckt, haben wir hier verständlich für Sie aufbereitet.

Inhaltsverzeichnis

Was haben Muscheln, Hurrikans und Finanzmärkte gemeinsam? Ihre Struktur basiert auf einem mathematischen Phänomen: den Fibonacci-Zahlen. Für die Aktienmärkte ist dies zwar nicht bewiesen, die Elliot-Waves sind dennoch bei erfahrenen und professionellen Investoren ein beliebtes Instrument der technischen Analyse. 

Die Geschichte der Elliott-Wellen

Die Elliott-Wellen-Theorie geht zurück auf Ralph Nelson Elliott, einem Anhänger der Dow-Theorie, der in den 1930-er Jahren ein eigenes Analysekonzept für den amerikanischen Leitindex Dow Jones entwickelte. Seine Theorie basiert auf der Beobachtung, dass sich die Aktienmärkte, getrieben von der Psychologie der Anleger, in einer sich stets wiederholenden Abfolge von Wellen bewegen. Elliotts Idee zur perfekten Ordnung an den Finanzmärkten beruht auf nichts Geringerem als der Fibonacci-Zahlenfolge und dem Goldenen Schnitt. 1947 erschien sie unter dem bedeutsamen, aber wenig beachteten Titel „Nature´s Law – The Secret of Universe“. 1980 verhalf eine Publikation des Finanzautors Robert Prechter den Elliot-Wellen zum Ruhm.

Das Grundprinzip der Elliott-Wellen

Die Theorie von Elliott geht davon aus, dass sich Kurse innerhalb eines Trends in einem wiederkehrenden Rhythmus aus acht Wellen – genau genommen fünf plus drei Wellen – bewegen. Ein vollständiger Elliott-Zyklus setzt sich demnach aus einer übergeordneten Antriebswelle in Trendrichtung, bestehend aus fünf kleineren Wellen (nummeriert mit 1 bis 5) und einer übergeordneten Korrekturwelle mit drei Wellen (gekennzeichnet mit A bis C) zusammen. In einer Hausse stellen die Antriebswellen die Aufwärtsbewegungen dar und die Korrekturwellen die Abwärtsbewegungen. In einer Baisse verhält es sich genau umgekehrt.

Schematische Darstellung der Elliott-Wellen

Diese Psychologie steckt hinter der Entwicklung:

Welle 1: Der Preis geht nach oben, weil eine kleine Gruppe von Investoren zu einem niedrigen Preis kauft.

Welle 2: Der Preis sinkt etwas, weil die ersten Investoren bereits erste Gewinne mitnehmen.

Welle 3: Der Titel zieht das Interesse der breiten Öffentlichkeit auf sich, die hohe Nachfrage treibt den Kurs nach oben.

Welle 4: Der Preis sinkt erneut, weil nun eine größere Gruppe von Investoren ihre Gewinne mitnimmt.

Welle 5: Eine kleine Gruppe sehr bullischer Investoren kauft zu überteuerten Kursen und treibt den Preis weiter nach oben.

Welle A: Der überwiegende Teil der verbliebenen Investoren stößt die Aktien ab und löst damit eine größere Abwärtswelle aus.

Welle B: Der Preis steigt wieder, da einige Investoren die gesunkenen Kurse zum (Wieder-) Einstieg nutzen. Ihre Nachfrage reicht jedoch nicht mehr aus, um den Kurs auf ein erneutes Hoch zu treiben.

Welle C: Investoren verkaufen die Aktie, um ihre Altgewinne zu sichern oder weitere Verluste zu vermeiden.

Elliott-Wellen auf allen Zeitebenen

Ein Elliott-Zyklus kann über mehrere Jahrhunderte oder über wenige Minuten gehen. Denn: Jede der Antriebs- und Korrekturwellen lässt sich beliebig in weitere Subwellen und damit weitere Subzyklen aufgliedern. Jede Antriebswelle besteht dabei aus fünf, die Korrekturwellen aus drei kleineren Wellen. Auf diese Weise lässt sich der ursprünglich aus acht Wellen bestehende Zyklus immer weiter verfeinern. Ein und derselbe Zyklus lässt sich also im Jahreschart oder heruntergebrochen im Tages- oder Minutenchart ausfindig machen. Aus einem Elliott-Zyklus auf Minutenbasis könnte sich andersherum ein jahrelang beständiger Trend entwickeln.

Je nachdem, welche Zeitperiode Investoren betrachten, lässt sich die Qualität eines Elliott-Zyklus wie folgt unterscheiden:

  • Großer Superzyklus (über mehrere Jahrhunderte),
  • Superzyklus (über Jahrzehnte)
  • Zyklus (über Jahre)
  • Primärwelle (über etwa ein Jahr)
  • Zwischenwelle (über einige Monate)
  • Kleine Welle (über einige Wochen)
  • Minutenwelle (über einige Tage)
  • Minuette (über Stunden)
  • Subminuette (über Minuten)
Elliott Wellen auf verschiedenen Zeiteinheiten

Exkurs: Elliott und Fibonacci

Die Elliott-Theorie weist einige bemerkenswerte mathematische Besonderheiten im Zusammenhang mit den Fibonacci-Zahlen auf. Dabei handelt es sich um eine Zahlenfolge, bei denen sich jede Zahl aus der Summe der beiden vorangegangen ergibt. Diese lautet 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 usw.

Die Elliott-Wellen sind mit ihrem Fünf-plus-drei-Rhythmus so beschaffen, dass sich aus den über- und untergeordneten Wellenzyklen genau diese Fibonacci-Folge ergibt: Ein vollständiger Zyklus besteht aus zweiSubwellen, der Antriebs- und Korrekturwelle.

Eine aufgespaltene Korrekturwelle zählt insgesamt drei Subwellen, die Antriebswelle fünf. Insgesamt ergibt das achtSubwellen. Ein komplett aufgespaltener Grundzyklus besteht aus 13 plus 21 Wellen, insgesamt also 34. Dies lässt sich beliebig so weiterführen.

Auch der eng mit der Fibonacci-Folge verbundene Goldene Schnitt spielt eine große Rolle in der Elliott-Theorie. Nicht nur kommt der Quotient aus 5 und 3 dem Goldenen Schnitt (1,618) erstaunlich nahe. Die einzelnen Wellen untereinander sollten laut Elliott ebenfalls bestimmten Fibonacci-Verhältnissen entsprechen. Anhand dieser berechnen Analysten sogenannte Fibonacci-Retracements und gewinnen Erkenntnisse über mögliche Kurs- oder Verlustpotenziale.

Traden mit Elliott-Wellen

Um mithilfe der Elliott-Wellen zu investieren, ist es natürlich entscheidend, das charakteristische Wellenmuster zu identifizieren und die einzelnen Wellen zu erkennen. Dies ist nicht immer einfach, denn Antriebs- und Korrekturwellen können ganz verschiedene Kursmuster mit unterschiedlichen Charakteristika aufweisen. Zu diesen gehören zum Beispiel diagonale Dreiecke (Antriebswellen), Zig-Zag- oder Flat-Formationen (Korrekturwelle) – oder Kombinationen daraus.

Elliott gibt feste Regeln vor, wie diese Formationen aussehen sollen und in welchem Verhältnis die Länge und zeitliche Dauer der einzelnen Wellen zueinanderstehen müssen. Doch nicht alle Marktbewegungen lassen sich in solche fest vorgegebenen Muster hineinpressen. Praktisch kann jede Welle Unregelmäßigkeiten aufweisen. Dies macht es besonders schwer, die Elliott-Muster zu erkennen. Die Interpretation unterliegt dem Händchen des Analysten und damit einem sehr subjektiven Ansatz. Daran dürfte es auch liegen, dass die Erfolge der Wellentheorie durchwachsen sind. Dennoch schwören nicht wenige Trader auf deren Erfolg.

Elliott Wellen mit zusätzlichen Indikatoren kombinieren

Auch wenn die Methode der Elliott-Wellen umstritten ist, ist sie in jedem Fall nützlich für Investoren, um einen Überblick über Bewegungen am Markt zu gewinnen und potenzielle Kursbewegungen zu erkennen. Zusätzliche Indikatoren können dazu dienen, genaue Signale für den Ein- oder Ausstieg zu erhalten. Mit ihnen können Investoren den optimalen Einstiegszeitpunkt, Stop-Loss-Marken oder Zeitpunkte für Gewinnmitnahmen und den Wiedereinstieg identifizieren. Die Elliott-Wellen dienen dabei als Bestätigung für die Signale der Indikatoren.

Als geeignete technische Indikatoren gelten beispielsweise:

  • MACD
  • RSI oder der 
  • Awesome Oscillator

Fazit: Mit Elliott-Wellen das „große Ganze“ erkennen

Elliott-Wellen können, je nachdem, welche Zeitperiode ihnen zugrunde liegt, von wenigen Minuten bis zu mehreren Jahrhunderten dauern. Investoren können sie einen guten Überblick über das phasenweise wiederkehrende Geschehen an den Finanzmärkten verschaffen. Je nachdem, wie feingliedrig die Wellenformationen analysiert werden, sind sie für Trader oder langfristige Investoren ein beliebtes Analyseinstrument. Doch obwohl es feste Regeln zur Ausbildung und Abfolge der Wellen gibt, kann es für Ungeübte schwierig sein, Elliott-Zyklen zuverlässig zu erkennen. Der Markt lässt sich nicht in ein starres Schema pressen und es entstehen immer wieder Unregelmäßigkeiten, die die Identifikation der einzelnen Wellen erschweren und so Spielraum für subjektive Interpretationen lassen. Zusätzliche Indikatoren können dabei unterstützen, zuverlässigere Ergebnisse zu erzielen und konkrete Signale für den Ein- und Ausstieg zu generieren.

Sollten Sie noch Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt auf!

Whitepaper: Investieren in Dividendenaktien

Anleger sollten bei der Auswahl ihrer Dividendenaktien nicht nur auf die Dividendenrendite achten. Denn diese wird oft auf Basis der zuletzt gezahlten Dividende angegeben, steht aber im Verhältnis zum derzeitigen Aktienkurs. Erfahren Sie mehr in unserem kostenlosen Whitepaper.

Wichtige Hinweise:

Die in der Rubrik zur Verfügung gestellten Informationen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Informationen im Rahmen von Finanzanlagen unterliegen aber stetiger Veränderungen und wechselnder Einschätzungen. Eine Haftung wird ausgeschlossen.
Sofern in den Darstellungen Charts verwendet werden, beziehen sich diese auf den dort angegebenen vergangenen Zeitraum, die angegebene Währung und es ist angegeben, ob es sich um eine Betrachtung vor oder nach Kosten handelt. Eine Kurs- oder Wertentwicklungen in der Vergangenheit ist kein verlässlichen Indikator für zukünftige Ergebnisse. Jede Finanzanlage hat bestimmte Risiken, bitte beachten Sie die Risikohinweise.

Die Plutos Vermögensverwaltung AG ist ein kommerzieller Anbieter, die Ausführungen können daher auch werbliche und bezahlte Elemente beinhalten. Die Informationen stellen keine Anlageberatung oder Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar, sondern sind eine Momentaufnahme der Finanzmärkte. Wir empfehlen grundsätzlich vor jeder Entscheidung die Beratung durch Ihre Bank oder einen unabhängigen Vermögensverwalter. Die Plutos Vermögensverwaltung AG erhält, sofern nicht anders angegeben, keine besondere Vergütung für die veröffentlichten Beiträge. Sofern sie aber Funktionen im Rahmen einer dargestellten Finanzanlage wahrnimmt, kann sie hierfür eine Vergütung erhalten.
Zur weiteren Information beachten Sie bitte die rechtlichen Hinweise.

Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

Weitere Neuigkeiten

Die Bitcoin-Enthusiasten fiebern gespannt dem nächsten Halving entgegen, einem entscheidenden Ereignis in der Welt der Kryptowährungen. Was ein Bitcoin-Halving ist und warum es für Anleger von Interesse sein kann, erfahren Sie hier – ein kurzer Überblick.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert