Die US-Wahlen – zweite Amtszeit für Donald Trump?

Inhaltsverzeichnis

Wirtschaftliche Perspektiven der US-Wahl 2024: Harris und Trump im Vergleich

In den Umfragen führt aktuell Kamala Harris zwar leicht vor Donald Trump bei den kommenden US-Wahlen, doch der Ausgang der 60. Präsidentschaftswahlen am 5. November ist offen. Denn in vier der sieben Swing-States liegt Trump in der Gunst der Wähler vorn. Trump würde, wenn die Umfragen richtig sind und sich die Wahlabsichten nicht ändern, erneut Präsident werden.

Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, einen Blick auf die Programme der beiden Kandidaten zu werfen. Um es vorwegzunehmen, beide Programme enthalten Ziele, die einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung entgegenstehen würden. Nach unserer Einschätzung würden die von Trump geplanten zusätzlichen Zölle der US-Wirtschaft mehr schaden als nutzen. Während andererseits insbesondere die Pläne von Harris zur Kontrolle von Preisen eine schädliche Wirkung haben würden.

Die Verschuldung würde wohl bei einer von Trump geführten Regierung stärker ansteigen, als bei einer Wahl von Harris. Laut Berechnungen des Haushaltsbüros des US-Kongresses wird das staatliche Defizit in den nächsten zehn Jahren um 22 Billionen US-Dollar steigen. Die Pläne der Demokraten würden dieses Defizit um weitere 3 Billionen US-Dollar erhöhen, während die Vorhaben der Republikaner zu einer zusätzlichen Belastung von sogar 6 bis 7 Billionen USD führen würden.

Sorgen hat kürzlich Bundesbankchef Nagel mit Blick auf eine mögliche Wiederwahl von Donald Trump geäußert. Trumps Programm dürfte nach Nagels Einschätzung der deutschen Wirtschaft massiv schaden.

Aus Anlegersicht ist es, nach unserer Einschätzung zu früh auf den Sieg einer Partei zu wetten. Das könnte sich aber ändern, wenn Donald Trump seinen Vorsprung in den nächsten Wochen deutlich ausbauen sollte. Dann würden wir wohl regional andere Gewichte setzen und zum Beispiel noch vorsichtiger mit Investments in China werden. Auch sektorale Schwerpunkte können wir uns vorstellen, etwa mit Blick auf den amerikanischen Energiesektor, einschließlich der dazugehörenden Infrastruktur.

Im Folgenden geben wir eine Übersicht zu den von beiden Kandidaten geplanten Maßnahmen und werfen dann einen Blick auf einzelne Themenbereiche. Anschließend gehen wir auf die Kritik von Bundesbankchef Nagel ein und ziehen ein Fazit.

Wirtschaftsstrategien: Trumps Steuersenkungen gegen Harris soziale Maßnahmen in der US-Wahl


Wirtschaftspolitische Maßnahmen: Donald Trump

Donald Trump will Steuersenkungen in den Mittelpunkt seiner Wirtschaftspolitik stellen. Ziel ist, die Steuererleichterung von 2017 zu verlängern und weitere Steuersenkungen umzusetzen.

Trump ist der Meinung, dass eine Erhöhung der Energieproduktion in den USA die Inflation senken könnte, da dies zu einem Rückgang der Treibstoffkosten führen würde.

Zusätzlich plant er, die Zölle drastisch zu erhöhen, mit Zollabgaben zwischen 10 % und 20 % – und bis zu 60 % auf Waren aus China. Trump prognostiziert, dass diese Politik zu „explosivem“ Wirtschaftswachstum führen wird. Tatsächlich ist mit Gegenmaßnahmen durch die Handelspartner zu rechnen. Produziert würden die Waren nicht mehr dort, wo die Produktion am sinnvollsten wäre. Es gibt eine starke Evidenz, dass alle beteiligten Länder von Freihandel profitieren. Entsprechend schadet es allen Ländern, wenn der Freihandel eingeschränkt wird.


Wirtschaftspolitische Maßnahmen: Kamala Harris

Kamala Harris hingegen möchte die finanzielle Lage von Haushalten mit geringen und mittleren Einkommen verbessern. Sie setzt dabei auf höhere Steuern für Haushalte mit einem Einkommen von über einer Million Dollar. Auch Unternehmen sollen stärker besteuert werden.

Darüber hinaus sollen Preise für wesentliche Güter, wie verschreibungspflichtige Medikamente, gesenkt werden. Sie strebt z.B. an, die Insulinkosten für alle betroffenen Patienten auf maximal 35 Dollar monatlich zu begrenzen. Allgemein will Harris Preiskontrollen einführen, um Preistreiberei durch Unternehmen zu bekämpfen.

Der staatliche Wohnungsbau soll mit einem 40 Mrd. US-Dollar großen Fonds gestärkt werden. Erstkäufer, die in eine selbstgenutzte Immobilie investieren, sollen eine Prämie von bis zu 25.000 Dollar erhalten.

Bezüglich der Handelspolitik bzw. der Erhebung von Zöllen dürfte sich Harris an der Biden-Administration orientieren. Biden hatte, von Trump insbesondere gegen China eingeführten Zölle, nicht rückgängig gemacht.

Ihre wirtschaftspolitischen Vorschläge bauen auf der Annahme, dass ihre staatlichen Eingriffe zu einem besseren und faireren wirtschaftlichen Rahmen führen. Zweifel daran sind erlaubt.


Trump vs. Harris: Wirtschaft, Handel und Umwelt im Vergleich


Geld- und Fiskalpolitik 
TrumpHarris
Trump hat 2017 mit dem „Tax Cuts and Jobs Act (TCJA)“ den persönlichen Höchststeuersatz von 39,6 % auf 37 % und den höchsten Körperschaftsteuersatz von 35 % auf 21 % gesenkt. Trump plant, den Körperschaftsteuersatz für Unternehmen, die ihre Produkte in den Vereinigten Staaten herstellen, auf bis zu 15 % zu senken. Problematisch ist Trumps Haltung zur Unabhängigkeit der US-Notenbank. Er dürfte die anstehenden Wechsel im Fed-Board dazu nutzen, mehr Einfluss zu gewinnen. Er hat sich bereits negativ zu einer neuen Amtszeit von Powell geäußert.Kamala Harris plant dagegen, die Steuern für Unternehmen zu erhöhen. Sie schlägt vor, den Unternehmenssteuersatz von 21 % auf 28 % anzuheben. Die Kapitalertragssteuer für Bezieher von Einkommen über eine Million US-Dollar soll auf 28 % festgelegt werden, bislang liegt der Satz bei 20 %. Harris möchte andererseits aber die steuerlichen Abzüge für kleine Unternehmen erweitern. Personen mit einem Einkommen unter 400.000 US-Dollar sollen nicht stärker besteuert werden. Familien sollen 6.000 US-Dollar für jedes Neugeborene erhalten. Bezieher mittlerer und kleiner Einkommen sollen entlastet werden.
Handelspolitik 
TrumpHarris
Trump plant, einen Zoll von 10 % auf alle importierten Waren sowie einen Zoll von 60 % auf Waren aus China einzuführen. Der Körperschaftsteuersatz soll auf 15 % gesenkt werden, jedoch nur für Firmen, die ihre Produkte in den USA herstellen. Dies ist Teil seines aggressiven „America-First-Ansatzes“, der die Produktion in die USA zurückbringen bzw. verhindern soll, dass Unternehmen ins Ausland ziehen.Die Biden-Harris-Administration hat hohe Zölle auf einige chinesische Importe, wie Elektrofahrzeuge und wichtige Mineralien, eingeführt und gleichzeitig die umfassendere Zollpolitik der Trump-Administration für chinesische Waren fortgesetzt. Andererseits hat Harris zusätzliche Zölle, wie von Donald Trump angekündigt, als „Verkaufssteuer“ für US-Konsumenten kritisiert.
Umweltschutz 
TrumpHarris
Trump hat in der Vergangenheit den Klimawandel geleugnet. Er hat zahlreiche Maßnahmen seines Vorgängers zum Umweltschutz rückgängig gemacht, um aus dem Pariser Abkommen auszusteigen. Schon in seiner ersten Amtszeit war er bemüht, die Produktion fossiler Brennstoffe auszuweiten.Demgegenüber haben sich Biden und Harris aktiv für den Umweltschutz eingesetzt. Die USA sind dem Pariser Abkommen wieder beigetreten. Die Nettoemissionen von Treibhausgasen sollen innerhalb von zehn Jahren auf null reduziert werden.
Verteidigung 
TrumpHarris
Als Präsident unterzeichnete Trump im Jahr 2018 das größte Verteidigungsbudget aller Zeiten. Das Budget erreichte eine Höhe von 700 Milliarden Dollar, was damals einer Erhöhung von 15,5 % im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Er plant zwar tiefgreifende Kürzungen bei den staatlichen Ausgaben, da die Regierung „Geld wie betrunkene Matrosen ausgibt.“ Doch von einer Senkung der Militärausgaben spricht er bislang nicht.Die Biden-Harris-Administration hat für das Haushaltsjahr 2025 ein Verteidigungsbudget in Höhe von 849,8 Mrd. US-Dollar vorgeschlagen, was laut dem Brookings Institute einen Anstieg von 4,1 % im Vergleich zu den für das Haushaltsjahr 2023 verabschiedeten Ausgaben darstellt.


Bundesbankchef Nagel warnt vor den Risiken von Trumps Agenda

„Eine Wahl Donald Trumps könnte mit drastischen Zollerhöhungen, einer expansiven Fiskalpolitik und einer starken Einschränkung der Zuwanderung einhergehen“, so die Einschätzung von Bundesbankchef, Joachim Nagel, der Anfang Oktober seine Sorgen im Rahmen eines Impulsstatements beim jährlichen Hauptstadtempfang ausdrückte.

Für Nagel wäre aufgrund der avisierten massiven Zollerhöhungen und den wahrscheinlich resultierenden Gegenzölle ein „erheblicher Inflationsanstieg“ möglich. Die amerikanische Zentralbank könnte dadurch zu Leitzinsanhebungen veranlasst werden. Er sieht zugleich spürbare Wachstumseinbußen im Euroraum bzw. speziell in Deutschland. Grund wäre aus seiner Sicht eine geringere Exportnachfrage aber auch eine zunehmende Verunsicherung durch Trumps Politik und damit einhergehend eine geringere Investitionsneigung.

Zinsanhebungen könnten, so Nagels Argument, auch dazu führen, dass der US-Dollar zum Euro aufwertet. Für die Europäer würden sich dann die Importe verteuern. Man soll sich für ein solches Szenario wappnen, lautet seine Aufforderung.

„Verglichen mit Trumps Agenda hätten Harris‘ Vorschläge wohl überschaubare gesamtwirtschaftliche Effekte und Ausstrahlwirkungen“, meint Nagel. Er ist überzeugt, dass ein Wahlsieg von Kamala Harris vermutlich mehr Stabilität in der Handels- und Wirtschaftspolitik mit sich bringen würde.

Sicher hat er in einigen Punkten Recht. Aber die Annahme, dass in Europa die Nachfrage einbrechen könnte, wenn die USA höhere Zölle erheben, unterstellt, dass die Europäer nicht in der Lage wären die Nachfrage an anderer Stelle neu zu schaffen. Eine sehr gewagte Annahme. Einen merklichen Preiseffekt würden wir nicht erwarten, selbst wenn der Euro zum US-Dollar abwerten sollte, denn die Importe aus den USA summieren sich nur auf 3 % gemessen am gesamten deutschen Bruttoinlandsprodukt. Ohnehin schadet eine schlechte Wirtschaftspolitik zumeist dem Außenwert der eigenen Währung und nutzt ihm nicht, wie Nagel hier unterstellt.


Fazit der US-Wahlen

Die wirtschaftspolitische Agenda von Donald Trump ist deutlich anders ausgerichtet als jene von Kamala Harris. Trump fokussiert seine Politik auf Steuersenkungen und protektionistischen Maßnahmen. Er glaubt damit die US-Wirtschaft ankurbeln zu können und hofft, dass nicht nur US-Firmen Produktion in die USA verlagern werden.

Es sind jedoch negative Auswirkungen auf den internationalen Handel, mögliche Handelskriege und Inflation zu befürchten. Kamala Harris will durch eine veränderte Umverteilungspolitik einkommensschwache Familien entlasten. Zudem plant sie Preiskontrollen, beispielsweise für Medikamente.

Joachim Nagel, Präsident der Bundesbank, sorgt sich um die negativen Folgen, die Trumps Wirtschaftspolitik auf Europa, und besonders auf Deutschland, hätte.

Aus unserer Sicht sind weder die Pläne von Trump noch jene von Harris dazu geeignet, die USA nachhaltig zu stärken. Beide Wahlprogramme enthalten Elemente, die insbesondere langfristig wirtschaftliche Schäden verursachen könnten. Man bedenke, dass beide Kandidaten die Wahl gewinnen wollen. Sie greifen in die Märkte ein, um ihrem jeweiligen Klientel Vorteile zu verschaffen und Stimmen zu gewinnen.

Sollten Sie noch Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt auf!

Whitepaper: Investieren in Dividendenaktien

Anleger sollten bei der Auswahl ihrer Dividendenaktien nicht nur auf die Dividendenrendite achten. Denn diese wird oft auf Basis der zuletzt gezahlten Dividende angegeben, steht aber im Verhältnis zum derzeitigen Aktienkurs. Erfahren Sie mehr in unserem kostenlosen Whitepaper.

Wichtige Hinweise:

Die in der Rubrik zur Verfügung gestellten Informationen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Informationen im Rahmen von Finanzanlagen unterliegen aber stetiger Veränderungen und wechselnder Einschätzungen. Eine Haftung wird ausgeschlossen.
Sofern in den Darstellungen Charts verwendet werden, beziehen sich diese auf den dort angegebenen vergangenen Zeitraum, die angegebene Währung und es ist angegeben, ob es sich um eine Betrachtung vor oder nach Kosten handelt. Eine Kurs- oder Wertentwicklungen in der Vergangenheit ist kein verlässlichen Indikator für zukünftige Ergebnisse. Jede Finanzanlage hat bestimmte Risiken, bitte beachten Sie die Risikohinweise.

Die Plutos Vermögensverwaltung AG ist ein kommerzieller Anbieter, die Ausführungen können daher auch werbliche und bezahlte Elemente beinhalten. Die Informationen stellen keine Anlageberatung oder Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar, sondern sind eine Momentaufnahme der Finanzmärkte. Wir empfehlen grundsätzlich vor jeder Entscheidung die Beratung durch Ihre Bank oder einen unabhängigen Vermögensverwalter. Die Plutos Vermögensverwaltung AG erhält, sofern nicht anders angegeben, keine besondere Vergütung für die veröffentlichten Beiträge. Sofern sie aber Funktionen im Rahmen einer dargestellten Finanzanlage wahrnimmt, kann sie hierfür eine Vergütung erhalten.
Zur weiteren Information beachten Sie bitte die rechtlichen Hinweise.

Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert als Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos – Multi Chance.

Weitere Neuigkeiten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert