Konjunktur & Aktienmärkte
Konjunktur & Rentenmärkte:
Weiterhin gilt die Aufmerksamkeit der Kapitalmärkte insbesondere der Inflationsentwicklung.
Diese hatte mit Blick auf die Gesamtrate in den letzten Erhebungen für eine gewisse Entspannung gesorgt. Allerdings liegt dies ausschließlich an der sehr volatilen Entwicklung der Energie- und Nahrungsmittelpreise, die zuletzt deutlich nachgegeben hatten.
Auf der anderen Seite erweist sich die Kerninflation als sehr hartnäckig und rückt damit immer stärker in den Fokus der Notenbanken und damit auch der Marktteilnehmer, die sehr sensibel auf jeden Kommentar zu möglichen weiteren Leitzinsschritten reagieren.
Auch im Februar dürfte die Jahresrate der Gesamtinflation wegen der deutlich niedrigeren Energiepreise gesunken sein (von 8,6 % auf 8,1 %). Die Kerninflation hingegen sollte bei 5,3 % verharren.
Zuletzt hatte die EZB hervorgehoben, dass sie im aktuellen Umfeld insbesondere auf diesen Wert achtet. Dementsprechend dürfte sie an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten und die Leitzinsen in der nächsten Sitzung um weitere 50 Basispunkte anheben.
Aktienmärkte
Die globalen Aktienmärkte tendierten in der zurückliegenden Woche zumeist seitwärts, wobei nach wie vor ein freundlicher Grundton überwog.
Während der DAX auf Wochenbasis (Daten per Freitagvormittag, 11:00 Uhr) auf der Stelle trat, büßte der Dow Jones-Index in den ersten vier Handelstagen rund 2 % ein und der Nasdaq Composite-Index verlor 1,7 %.
Derzeit spürt man, dass die Aktienmärkte nach dem überraschend starken Jahresauftakt (DAX: +11,2 % seit Anfang 2023) eine Verschnaufpause einlegen. Nennenswerter Verkaufsdruck kommt aber nach wie vor nicht auf. Die Umsätze sind weiterhin unterdurchschnittlich.
Für etwas Gegenwind sorgten zuletzt einige falkenhafte Kommentare von Notenbankern aus den USA und aus Europa sowie Konjunkturdaten, die sich als recht widerstandsfähig erwiesen. So hellten sich die Aussichten für die deutsche Wirtschaft auf, wie die Februar-Daten sämtlicher Stimmungsbarometer zeigten.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex kletterte um einen Punkt auf 91,1 Zähler. Diese Kombination führte jüngst zu weiter steigenden Zinsen. So kletterte die Rendite für die zehnjährige US-Staatsanleihe im Wochenverlauf wieder auf fast 4 % und die Rendite für die zweijährige deutsche Staatsanleihe erreichte fast ein Niveau von 3 %.
In diesem Umfeld ist es nicht verwunderlich, dass an den Börsen eine etwas ruhigere Gangart einsetzt.
Einzelwerte
Es kommt in den entwickelten Volkswirtschaften nicht häufig vor, dass das größte Unternehmen des Landes von einem Tag auf den anderen verschwindet. Zwar nicht aus dem ökonomischen Leben, aber aus dem Leitindex, der die größten Börsengesellschaften versammelt.
Genau das kommt jetzt auf Deutschland und den DAX zu. Mit Linde wird das größte DAX-Unternehmen die Frankfurter Wertpapierbörse verlassen. Das haben die Anteilseigner im Januar auf einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen.
Das Management hatte die Rückzugspläne mit dem Mehraufwand bei der Bilanzierung und mit Bewertungsfragen begründet. Unter anderem wurde argumentiert, dass die Begrenzung des maximalen Indexanteils auf zehn Prozent die Entwicklung des Aktienkurses hemme.
Für die Konkurrenzfähigkeit des Finanzplatzes Deutschland ist der Abschied des Weltkonzerns vom Frankfurter Listing ein Schlag. Seit der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair im Jahr 2018 hat das 1879 gegründete Traditionsunternehmen die Rechtsform einer plc.
Der juristische Sitz befindet sich im irischen Dublin, Entscheidungen im operativen Geschäft werden jedoch im britischen Guildford südwestlich von London getroffen. Wie Linde-CEO Sanjiv Lambades haben zahlreiche Vorstandsmitglieder ihren Lebensmittelpunkt in den Vereinigten Staaten und so fand jetzt auch die außerordentliche Hauptversammlung, die über den Rückzug entscheidet, an der US-Ostküste statt.
Da das Unternehmen auch jetzt schon Mitglied im US-Leitindex S&P 500 ist, wird Linde auch weiter in dem vielleicht wichtigsten Börsenbarometer vertreten sein. Ob Linde mit dem Abschied von Deutschland wirklich in höhere Bewertungsdimensionen vorstoßen kann, muss sich zeigen.
Mit einem KGV auf Basis der erwarteten 2022er-Jahreszahlen ist Linde schon jetzt höher bewertet als zum Beispiel der französische Wettbewerber Air Liquide, dessen Aktie Börsianer mit dem 24-Fachen des Jahresgewinns bezahlen.
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