Konjunktur & Rentenmärkte
Der Bundestag hat in der vergangenen Woche mit einer klaren Zweidrittel-Mehrheit das Ende der Schuldenbremse beschlossen. Für zusätzliche Investitionen in staatliche Infrastruktur stellt der Bundestag 500 Mrd. Euro bereit. Die Ausgaben für Verteidigung sollen in ähnlicher Höhe angehoben werden. Zusammen errechnet sich auf Sicht von 10 Jahren eine zusätzliche Nachfrage von über 2 % gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Vor allem bereits gutausgelastete Betriebe etwa im Bereich Tiefbau oder in der Rüstungsindustrie dürften von der zusätzlichen Nachfrage profitieren, womit in diesen Bereichen die Erzeugerpreise merklich steigen dürften. Unklar ist, welche Folgen die Lockerung der Schuldenbremse für den Wohnungsbau haben wird. Die jüngsten Zahlen zu den Baugenehmigungen zeigten im Januar erste Anzeichen für eine Belebung. Von einem Aufschwung dürfte grundsätzlich auch der Wohnungsbau profitieren. Der scharfe Anstieg der Hypothekenzinsen infolge der Beschlüsse wird den Sektor jedoch merklich belasten.
In den USA hat die US-Notenbank erneut beschlossen, die Leitzinsen nicht weiter zu senken. Die FOMC-Mitglieder sehen im Vergleich zu Dezember aktuell deutlich höhere Abwärtsrisiken für 2025, wie aus den Projektionen hervorgeht, die im Rahmen der letzten Sitzung am Mittwoch veröffentlicht wurden. Im Mittel erwarten die Notenbanker ein Wachstum von 1,7 % 2025 und 1,8 % 2026. Bislang lagen die Projektionen bei 2,1 % bzw. 2,0 %. Die Neubewertung der Risiken ist sicher auch an den US-Präsidenten gerichtet, dessen erratische Zollpolitik die Marktstimmung belastet. Die Notenbanker gaben zudem an, dass sie in diesem Jahr einen Anstieg der Inflation auf 2,7 % (zuvor: 2,5 %) erwarten. Die Revision spiegelt vermutlich ebenfalls die von Präsident Donald Trump angekündigten Zollerhöhungen wider. Derweil sind die US-Einzelhandelsumsätze im Februar um magere 0,2 % zum Vormonat gestiegen und der Empire State Index ist regelrecht eingebrochen – von 5,7 Punkten auf -20,0 Punkte.
Auch die Bank of Japan hat ihre geldpolitischen Instrumente unverändert belassen und sich besorgt über die möglichen Auswirkungen der weltweiten Handelskonflikte auf die japanische Wirtschaft gezeigt. Der Tagesgeldsatz liegt weiter bei 0,5 %. Die Inflation ist mit 3 % jedoch unerwünscht hoch. Die Bank of Japan dürfte den Tagesgeldsatz 2025 daher eher anheben als senken.
Aktienmärkte
Der S&P 500 (+0,51 %), der Dow Jones (+1,20 %) und der Nasdaq-100 (+0,25 %) verzeichneten in der vergangenen Woche Kursgewinne. Damit kam die seit Mitte Februar andauernde Talfahrt zum Halt. Beim deutschen DAX gab es dagegen ein kleines Minus von 0,41 %.
Anleger suchen weiterhin Schutz in dem als Krisenwährung geltenden Gold. Das Edelmetall verteuerte sich im Wochenverlauf um 1,2 % und sprang bereits zum Wochenbeginn über den Rekordpreis von 3000 Dollar je Feinunze.
Etwa 93 % der US-Unternehmen haben mittlerweile Quartalszahlen vorgelegt. Das Bild ist unverändert: Eine deutliche Mehrheit konnte beim Umsatz und Gewinn die Analysten positiv überraschen. Überdurchschnittlich zahlreich waren die positiven Gewinnüberraschungen (72 %) im Technologiebereich. Beim Umsatz war der Anteil der positiven Überraschungen besonders hoch im Immobilienbereich (57 %). Von den europäischen Unternehmen haben 79 % Zahlen vorgelegt. Beim Gewinn halten sich positive und negative Überraschungen weiterhin die Waage. Beim Umsatz überwogen wie in den USA die positiven Überraschungen, insbesondere bei den Versorgern (53 %) und bei den Banken und Versicherungen (56 %).
Einzelwerte
Südzucker hat im Geschäftsjahr 2024/25 die gesenkte Umsatzprognose erreicht und das Ergebnis übertroffen. Dennoch sank der Gewinn stark, weshalb die Dividende auf 0,20 Euro je Aktie gekürzt wird (Vorjahr: 0,90 Euro). Der Ausblick für das laufende Jahr wurde bestätigt.
Die in den USA gelisteten Papiere von Baidu stiegen um 9 %, nachdem das Unternehmen die KI-Funktionalität Ernie X1 vorstellte. Diese soll auf dem Niveau von Deepseek operieren, aber zu deutlich niedrigeren Kosten.
Der Elektroautoproduzent BYD stellte eine neue Schnellladetechnologie vor und kündigte einen Aktienbeteiligungsplan für Mitarbeiter an. Die Ladezeit soll durch eine neue Plattform drastisch verkürzt werden. Spitzen-Ladeleistungen von einem Megawatt seien möglich, wodurch in fünf Minuten genug Energie für 400 km nachgeladen werden kann. Ziel sei es, das Laden so schnell wie das Tanken zu machen. „Das ist das erste Mal, dass Megawatt-Laden erreicht wurde“, erklärte Firmengründer Wang Chuanfu.
Der Vorstand von Audi hat sich mit dem Betriebsrat auf eine „Zukunftsvereinbarung“ zur Stärkung der deutschen Standorte Ingolstadt und Neckarsulm geeinigt. Die Beschäftigungssicherung wird bis Ende 2033 verlängert, die Arbeitskosten gesenkt. Mittelfristig plant Audi Einsparungen von jährlich mehr als einer Milliarde Euro. Die deutschen Standorte sollen flexibler für den Übergang zur Elektromobilität aufgestellt werden.
Der Flughafenbetreiber Fraport steigerte den Gewinn im vergangenen Jahr. CEO Stefan Schulte warnte jedoch vor hohen staatlichen Standortkosten. Ohne politische Gegenmaßnahmen würden die regulierten Kosten 2025 um 1,2 Mrd. Euro steigen und Fluggesellschaften belasten. Fraport rechnet mit einem moderaten Plus beim Gewinn (Ebitda). Das Konzernergebnis wird stabil bis leicht rückläufig erwartet, da 2025 der Sondereffekt aus dem Verkauf der Beteiligung am Flughafen Pulkovo 2024 (40 Mio. Euro) entfällt.
Nvidia-Chef Jensen Huang verteidigte das Streben nach leistungsfähigeren KI-Prozessoren. Die benötigte Rechenpower sei um das 100-Fache höher als erwartet. KI-Agenten erledigen Aufgaben weitgehend autonom, „Reasoning“ simuliert logisches Denken durch inneren Monolog. Zudem kündigte das Unternehmen den Bau eines Forschungszentrums für Quantencomputer an. Das Nvidia Accelerated Quantum Research Center (NVAQC) soll Quanten-Supercomputing vorantreiben und drängende Probleme in diesem Bereich lösen.
Pfizer hat seine Beteiligung an Haleon für 2,5 Mrd. Pfund (2,97 Mrd. Euro) verkauft. Haleon, bekannt für Marken wie Sensodyne, Fenistil oder Voltaren, erwarb 44 Millionen eigene Aktien, 618 Millionen gingen an institutionelle Investoren. Der Verkauf entspricht 7,3 % des ausgegebenen Aktienkapitals.
Die Lockerung der Schuldenbremse und die Milliarden-Investitionen in die Infrastruktur könnten die Aktivitäten von Vonovia negativ beeinflussen. Vorstandschef Rolf Buch sieht mögliche Verzögerungen kapitalintensiver Projekte durch steigende Bondrenditen und Bauzinsen. Der Preisverfall am Immobilienmarkt sei jedoch beendet, und 2025 erwartet der Konzern wieder Gewinne. In Summe werde die Wachstumsgeschwindigkeit „wenig bis gar nicht beeinflusst“.
Thyssenkrupp plantim Stahlbereich Duisburg 11.000 Stellen zu kürzen. Dies könnte nach einer Studie das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 5,6 Mrd. Euro senken und weitere 44.000 Arbeitsplätze kosten. Thyssenkrupp Marine Systems plant zudem eine Verselbstständigung vom Mutterkonzern noch 2025. „Wir werden versuchen, das in diesem Kalenderjahr zu machen“, sagte Vorstandschef Oliver Burkhard.
Der japanische Medienkonzern SoftBank übernimmt Ampere Computing Holdings für 6,5 Mrd. US-Dollar. Mit der Übernahme des US-Chipdesigners investiert die SoftBank in den Technologiebereich Künstliche Intelligenz.
Dank robuster Verkäufe und Exporte hat Geely seinen Nettogewinn mehr als verdreifacht. Der Gewinn stieg um 213 % auf 16,6 Mrd. Yuan (2,1 Mrd. Euro), der Umsatz um gut ein Drittel auf 240 Mrd. Yuan. Zu dem Konzern gehören Marken wie Volvo Cars und Zeekr, die von Größenvorteilen und besserer Kostenkontrolle profitierten.
Märkte in der vergangenen Woche
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