Börse in Krisenzeiten: Diese Fehler machen Investoren

Private Anleger erleben momentan äußerst stürmische Börsenzeiten. Aktienkurse an globalen Märkten fahren Achterbahn und wir erleben große Volatilität, wie zu Beginn der Corona-Krise. Zusätzlich werden Investoren durch steigende Inflation, den ungewissen Ausgang des Ukraine-Krieges und niedrigem Wachstum verunsichert. Von steigenden Zinsen ganz zu schweigen. Einen derartigen Mix an negativen Nachrichten, Verunsicherung und Krisen haben die meisten von uns noch nicht erlebt. Somit häufen sich die Fragen, wie Anleger sich an der Börse verhalten sollten, um von weiteren Kursschwankungen und Verlusten verschont zu bleiben. Und genau hier unterlaufen vielen Investoren gewaltige Fehler. Zahlreiche Fehler lassen sich durch die verhaltensorientierte Finanztheorie, auch „Behavioral Finance“ genannt, erklären. Hierbei handelt es sich um verhaltenswissenschaftliche Erklärungsansätze, welche psychologische und soziologische Einflüsse auf das Anlegerverhalten berücksichtigen und erklären. Welche Fehler von Investoren in Krisenzeiten genau begangen werden, erläutern wir im folgenden Artikel.

Inhaltsverzeichnis

Fehler Nummer Eins: Anleger verfallen in Krisenzeiten in Panik

Viele Anleger wollen es nicht wahrhaben, dass die Börsen in einen Bärenmarkt übergehen und somit kontinuierlich fallende Kurse das Resultat sind. Nicht selten verfallen einige in kurzfristigen Aktionismus und lassen sich von Börsennews zu Kurzschlussreaktionen hinreißen. Als Konsequenz werden Anlagestrategien komplett über Bord geworfen, was insbesondere für Anleger mit langen Anlagehorizont fatal ist. Um mit einer langfristigen Anlagestrategie wirklich erfolgreich zu sein, muss an dieser auch in Zeiten von Krisen und Volatilität festgehalten werden. Stattdessen trennen sich zahlreiche Investoren von sämtlichen Wertpapieren, um Verluste zu minimieren, wobei wir schon beim 2 Fehler angekommen sind.

 Fehler Nummer Zwei: Anleger verkaufen alles

Dieser Fehler geht in gewisser Maßen Hand in Hand mit dem vorangehenden Fehler. Vermehrt lassen sich Artikel finden, welche behaupten ein diversifiziertes Portfolio aus Aktien, ETFs, Anleihen und Gold habe ausgedient und würde in Zeiten von Krisen und steigenden Zinsen nicht mehr funktionieren. Dies mag mit Rückblick auf die vergangenen paar Monate zutreffen. Als Konsequenz lassen sich nicht wenige Anleger von der Panik gepackt zu dem Fehler verleiten, sämtliche Aktien und andere Anlagen zu verkaufen. Historisch betrachtet ist dies jedoch ein gewaltiger Fehler. Vor allem der Irrglaube den Markt genau „timen“ zu können, kostet vielen Investoren einiges an Rendite, wobei wir bei Fehler Nummer 3 wären.

Fehler Nummer Drei: Anleger warten auf den perfekten Zeitpunkt

Das Wort „timen“ meint hier, dass Anleger glauben, sie können den idealen Zeitpunkt zu einem Einstieg an der Börse in Zeiten von Krisen vorhersehen. Somit wird zu Beginn einer Krise oft alles verkauft, da angenommen wird, zu einem späteren Zeitpunkt zu maximal idealen Kursen wieder einsteigen zu können. Somit warten Investoren ab und steigen nicht in den Markt ein. In den meisten Fällen wird dieser Zeitpunkt jedoch verpasst. Als direkte Konsequenz entgehen Anlegern erhebliche Renditen. Nicht umsonst heißt es „time in the market ist wichtiger als timing the market“. Der Dax eignet sich hierfür ideal als Beispiel. Wer seit der Gründung des Dax 1987 bis 2019 durchgehend investiert war (also ca. 8.000 tage), hat eine jährliche Rendite von knapp über 7% erzielen können. Selbst Krisen wie das Platzen der Dotcom Blase, Lehman oder Fukushima und die daraus resultierenden zwischenzeitlichen Einbrüche, sind hierbei berücksichtigt. Die Börsenhistorie zeigt, dass die besten Börsentage meistens keine 2 Wochen nach den schlechtesten Börsentagen folgen. Dies ist insbesondere für Anleger schmerzhaft, welche als Reaktion auf Krisen alles verkaufen. Haben Investoren zwischen 1987 und 2019 von 8.000 Tagen nur die 13 besten Börsentage des DAX verpasst, somit halbiert sich ihre Rendite in diesem Zeitraum. Somit sollten Anleger nie alles verkaufen, erst recht nicht mit der Begründung, sie würden zum idealen Zeitpunkt wieder einsteigen.

Fehler Nummer Vier: Junge Anleger sind unerfahren und überschätzen sich

Dieser Fehler ist jungen Investoren in gewisser Maßen gar nicht vorzuwerfen. Die meisten von ihnen kennen beinahe nur Bullenmärkte. Krisen in dem heutigen Ausmaß sind für sie absolutes Neuland. In den vergangenen Jahren habe man beinah blind kaufen und gewinnen können. Dies verführt junge Anleger. Zu Krisenzeiten sind diese jedoch häufig überfordert und wissen nicht, wie sie auf Bärenmärkte reagieren sollen. 

Fehler Nummer Fünf: Anleger ignorieren kritische News

Das eine Extrem (völlige Ignoranz): Gerade in Zeiten von Social Media ist es sehr schwer, Nachrichten qualitativ zu bewerten. Ein häufiger Fehler, der Investoren unterläuft ist jedoch, dass kritische News, die zum Umdenken auffordern, ignoriert werden. Stattdessen suchen Anleger förmlich nach News, welche ihre Meinung untermauern und bestätigen. Es ist jedoch äußerst wichtig, verschiedene Meinungen zu gewissen Themen zu hören, um sich somit ein genaues Bild der Lage zu verschaffen. 

Das andere Extrem (ungefilterte Aufnahme): Ebenfalls sehr gefährlich und häufig der Grund für das Verhalten in Fehler zwei. Wer stets und ständig dazu neigt durch News die eigene Strategie über Bord zu werfen und gar qualitativ fragwürdige Titel oder Strategien ins eigene Depot zu implementieren, droht das Kapital gegen die Wand zu fahren. Die einzige Abhilfe ist, dem eigenen Anlagesystem zu vertrauen. Dieses Vertrauen sollte dabei aus einer ausführlichen Analyse und idealerweise einem technisch korrekten Backtesting resultieren.

Fehler Nummer Sechs: Anleger unterschätzen exponentielles Wachstum

Dies gilt insbesondere für Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont. Im Rahmen des Zinseszins-Effektes lassen sich langfristig erhebliche Vermögen anhäufen. Auch Krisenzeiten, die es immer geben wird, werden dies kaum beeinflussen. Viele Investoren vergessen jedoch die Wirkung des Zinseszinses und bleiben ihrer Anlagestrategie in volatilen Zeiten von Krisen nicht treu.

Fazit

Die einzige Gewissheit im Leben ist die Ungewissheit. Somit ist sicher, dass es immer Krisen und schwierige Zeiten an den Kapitalmärkten geben wird – die Frage ist viel mehr, wie Sie damit umgehen. Anleger sollten auch in diesen Zeiten ihrer Strategie treu bleiben (vorausgesetzt, ihre Strategie basiert auf rationaler Analyse und einem sauberen Backtesting), starke Nerven behalten und nicht emotional handeln. Vor allem der Verkauf sämtlicher Wertpapiere und der Versuch zum günstigsten Zeitpunkt wieder einzusteigen ist alles andere als empfehlenswert. Hierdurch verlieren Anleger erhebliche Renditen, da sie womöglich nicht mehr in den Markt einsteigen und somit die besten Börsentage verpassen. Eine ausgewogene Nachrichten- und Berichterstattung ist ebenfalls wichtig, um einen besseren Gesamtüberblick zu gewissen Krisen und Themen zu haben.

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Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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