Börsenweisheiten – Was ist dran an den althergebrachten Regeln?

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Die Börsenwelt verändert sich. Anlegen am Kapitalmarkt bedeutet heute Hochleistungsrechner statt wild durcheinander schreiender Händler, Minuszinsen statt Geldvermehrung mit Bankeinlagen, Anlagealgorithmen mit künstlicher Intelligenz und immer neue Finanzinstrumente. Altmeister wie Warren Buffet sind plötzlich nicht mehr die unangefochtenen Anlagegurus. Und was ist mit den Börsenweisheiten, haben diese über Jahrzehnte hinweg gesammelten Erfahrungen immer noch Bestand?

Inhaltsverzeichnis

Die Börsenwelt verändert sich. Anlegen am Kapitalmarkt bedeutet heute Hochleistungsrechner statt wild durcheinander schreiender Händler, Minuszinsen statt Geldvermehrung mit Bankeinlagen, Anlagealgorithmen mit künstlicher Intelligenz und immer neue Finanzinstrumente. Altmeister wie Warren Buffet sind plötzlich nicht mehr die unangefochtenen Anlagegurus. Und was ist mit den Börsenweisheiten, haben diese über Jahrzehnte hinweg gesammelten Erfahrungen immer noch Bestand?

„Sell in May und Go away…“

Es ist wohl eine der bekanntesten Börsenweisheiten. In den Sommermonaten entwickeln sich die Börsenkurse angeblich deutlich schlechter als im Herbst und zum Jahresbeginn. Ursachen dafür könnte es viele geben, zum Beispiel geringe Börsenumsätze in der Urlaubssaison. Auch die Dividenden- und Berichtssaison treibt, vor allem in guten Börsenjahren, im April und Mai die Kurse nach oben. Danach ebbt das Kaufinteresse ab und die sinkende Nachfrage lässt die Kurse purzeln. Anleger, die 2020 dieser Regel gefolgt sind, hatten allerdings das Nachsehen. Seit dem Corona-bedingten Börseneinbruch klettern die weltweiten Aktienkurse seit Mitte März fast unaufhörlich. Wer im Mai verkaufte, blieb auf seinen Verlusten sitzen und verpasste einen Großteil der Kursrallye. Auch statistisch gesehen ist der Mai gar kein so schlechter Börsenmonat. Im Wonnemonat legten die Kurse des DAX seit 1988 durchschnittlich um ein Prozent zu. Wer sich danach richten will, sollte also besser bis Juni warten.

„…and remember to come back in September“

Und wussten Sie, dass es diesen zweiten Teil der Börsenregel gibt? Historisch betrachtet sind August (DAX -2,2 %) und September (DAX -2,3 %) tatsächlich die schwächsten Börsenmonate. Im Oktober, November und Dezember geht es dann wieder aufwärts. Ist also etwas dran, an der Sommerflaute? Das Problem daran: Die Prophezeiung trat nur in 17 von 30 Jahren ein, Anleger laufen bei befolgen der Regel also Gefahr, in der Hälfte der Fälle Kursgewinne zu verpassen. Wenn allerdings ein Kurseinbruch erfolgte, dann hatte er es in sich und man war ohne Aktien besser beraten. Letztendlich lässt sich daraus ableiten, dass es sich nicht lohnt über den Sommer auszusteigen, wohl aber Kurseinbrüche zum Einstieg zu nutzen.

„The trend is your friend“

Egal ob Einzelaktien oder Indizes: Wertpapiere an der Börse folgen in der Regel einem Trend. Nur in wenigen Fällen notieren Aktien trendlos. In diesem Fall heißt es eben abwarten, bis sich einer entwickelt. Dass sich diese Trends entwickeln, liegt vor allem im Anlegerverhalten. Ein hohes Kaufinteresse zieht die Aufmerksamkeit weiterer Investoren auf sich und die Kurse steigen. Genau andersherum verhält es sich bei fallenden Kursen. Dieser Mechanismus ist so stark, dass manchmal gar keine spezielle realwirtschaftliche Ursache für einen Trend auszumachen ist. Deswegen gilt es, dem Trend solange zu folgen, bis er zusammenbricht. Die Herausforderung liegt darin, den Trend und auch den Trendbruch zweifelsfrei zu identifizieren. Dafür gibt es zwar Richtlinien und Kennzahlen, am Ende entwickelt jedoch jeder Investor sein eigenes Vorgehen. Auch wir bei Plutos haben ein solches System entwickelt, mit dem wir trendstarke Aktien identifizieren und in diese investieren.

„Lege nie alle Eier in einen Korb“

Es kann sich aus Risikogesichtspunkten lohnen, sein Vermögen auf verschiedene Anlageklassen, Regionen und Einzelinvestments aufzuteilen. Im Fachjargon nennt man das „Diversifikation“. Der Effekt wurde von Harry Markowitz und William Sharpe in ihrer Arbeit zur modernen Portfoliotheorie belegt. Doch auch ohne Wissenschaft ist klar: Deutschlands Exportaktien werden von einer Wirtschaftskrise stärker betroffen sein, als Amerikas marktbeherrschende Konsumgüterproduzenten und eine Naturkatastrophe in Brasilien hat zwar Auswirkungen auf deren lokale Wirtschaft, aber eher nicht auf die chinesische. Doch die weltweite Globalisierung macht auch vor den Kapitalmärkten nicht Halt und führt dazu, dass Investments und ihre Kursentwicklung mehr denn je miteinander verwoben sind. In Zeiten, in denen die Weltwirtschaft unter die Räder kommt, kann auch das am besten diversifizierte Depot Verluste erleiden. Da hilft nur eins: Geduld!

„Durch Gewinnmitnahmen ist noch keiner arm geworden“

Es scheint auf der Hand zu liegen: Wer stets Gewinne realisiert, vermehrt grundsätzlich sein Vermögen. Doch was ist mit den Verlusten, die dagegenstehen? Hand aufs Herz, es gibt wohl keinen Anleger, der nicht auch mal Verlustpositionen verkraften muss. Fallen diese größer aus, als die realisierten Gewinne, war es am Ende nichts mit der Vermögensvermehrung. Noch besser ist es deswegen, Gewinne laufen zu lassen und stattdessen die Verluste zu begrenzen. Das hat sich besonders in den letzten Jahren ausgezahlt. Getrieben durch die andauernde Liquiditätsschwemme der Zentralbanken dauert die aktuelle Hausse an den Aktienmärkten nun schon fast 11 Jahre an. Wer bei Rücksetzern ausstieg und Gewinnmitnahmen realisierte, schaute hinterher nicht selten in die Röhre und musste die Aktien entweder teurer nachkaufen oder ganz draußen bleiben.

Michael Scholtis

Michael Scholtis

Michael Scholtis ist Senior Relationship Manager und Partner der Plutos Vermögensverwaltung AG. Er ist außerdem Fondsmanager unseres Kana NEB Fund, wo er sich auf trendstarke Qualitätsaktien fokussiert. Zuvor war Michael Scholtis Wertpapierspezialist der Commerzbank AG Region Taunus und später Geschäftsführer bei einer unabhängigen Vermögensverwaltung im Taunus tätig.

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