Konjunktur & Rentenmärkte
Die Konjunktur im Euroraum schwächelt weiter und ein Aufschwung ist nicht in Sicht. Die gemeldeten Konjunkturdaten waren durchwachsen. Zwar stärkte der dritte Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex die Konjunkturhoffnungen, doch ein realwirtschaftlicher Aufschwung ist bislang ausgeblieben. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland steigt weiter an. Die Arbeitslosenquote beträgt in März 6,3 %. Das europäische Wirtschaftsvertrauen (ESI) fiel nach zwei Anstiegen wieder zurück auf 95,2 Punkte nach 96,3 Punkten im Februar. Die Lockerung der Geldpolitik mag positiv wirken, doch der Effekt ist bislang kaum spürbar.
In den USA irritiert und verunsichert die Zollpolitik des US-Präsidenten die Märkte. Ab dem 2. April soll auf alle Autoimporte ein Zoll von 25 % erhoben werden. Länder wie Kanada und Mexiko bekommen wohl trotz des Freihandelsabkommens mit den USA keine Ausnahmeregelungen. Mexiko ist der größte Autoexporteur in die USA und liefert Pickups von General Motors, Ram und Toyota sowie Limousinen von Nissan und VW sowie Luxusmodelle von BMW und Audi. Die chinesische Autoindustrie hat sich vom US-Markt dagegen ferngehalten und ist von den zusätzlichen Zöllen wenig betroffen.
Die US-Notenbank muss für 2024 einen Verlust von 77,6 Mrd. US-Dollar ausweisen. Ihr Fehlbetrag ist damit deutlich höher als jener der Europäischen Zentralbank, die im Februar einen Verlust von 7,9 Mrd. Euro meldete. Aktuell zahlen beide Banken den Geschäftsbanken erträgliche Zinsen auf ihre Einlagen, die Renditen, die sie für die in den Krisenzeiten erworbenen Anleihen erhalten, können die Zahlungen nur zum Teil ausgleichen.
In Großbritannien gibt es wie in Deutschland zu wenig Wohnungen. Der Brexit hat den Fachkräftemangel verschärft. Daher will die Regierung rund 710 Millionen Euro in die Ausbildung von Fachkräften für den Bausektor investieren.
In der Türkei wurde der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu festgenommen. Er ist ein Konkurrent für den Präsidenten Erdogan. Die Börsenaufsicht hat als Reaktion auf Kursverluste Leerverkäufe an der Istanbuler Börse verboten. Die Proteste der Bevölkerung nehmen zu.
China erwägt wohl die Teilnahme an möglichen Friedenstruppen in der Ukraine. Chinesische Diplomaten hätten in Brüssel sondiert, ob ein solcher Schritt aus Sicht der Europäer vorstellbar und möglicherweise sogar wünschenswert wäre.
Aktienmärkte
Die drohenden Zollerhöhungen durch den US-Präsidenten belasteten in der vergangenen Woche die Märkte weltweit. Der S&P 500 gab 1,53 % nach, der Dow Jones 0,96 %, der Euro STOXX 1,70 % und der DAX 1,88 %. Eine Outperformance der europäischen Indizes gegenüber den US-Indizes war mithin in der vergangenen Woche nicht zu beobachten.
Dagegen legte der Goldpreis weiter zu. Gold gilt als Krisenwährung. Zum Wochenschluss stieg der Kurs auf den Rekordpreis von über 3080 Dollar je Feinunze.
Das Sparprogramm unter der Leitung von Elon Musk könnte Folgen für die Kontrolle der Finanzmärkte haben. Bei der US-Börsenaufsicht hätten Hunderte Beschäftigte Abfindungsangebote angenommen, u. a. auch Ermittler der Börsenaufsicht. Die Überwachung der Märkte und der Schutz von Anlegern dürfte leiden.
Einzelwerte
Der deutsch-französische Panzerbauer KNDS profitiert von der Aufrüstung in Europa. Der Auftragseingang ist im vergangenen Jahr um 40 % auf 11,2 Mrd. Euro gewachsen. KNDS produziert u. a. die Kampfpanzer Leopard 2 und Leclerc. Ende des Jahres belief sich das Auftragsvolumen des aus Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der französischen Nexter entstandenen Konzerns auf 23,5 Mrd. Euro, ein Anstieg um 15 % gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz kletterte auf 3,8 Mrd. Euro (2023: 3,3). KNDS entwickelt derzeit gemeinsam mit Partnern den Kampfpanzer der nächsten Generation, der als MGCS (Main Ground Combat System) bekannt ist und langfristig den Leopard 2 sowie den Leclerc ersetzen soll.
Eine neue Einheit wird von Ubisoft Entertainment gegründet, die die Spielereien „Assassin’s Creed“, „Far Cry“ und „Tom Clancy’s Rainbow Six“ vertreiben wird. Der chinesische Technologiekonzern Tencent übernimmt für 1,16 Mrd. Euro einen Minderheitsanteil an dem neuen Bereich, der inklusive Schulden mit 4 Mrd. Euro bewertet wird. Tencent dürfte durch den Einstieg seine Präsenz auf dem westlichen Markt weiter ausbauen, während Ubisoft Zugang zum asiatischen Markt erhält.
Der Ticketverkäufer und Konzertveranstalter CTS Eventim erhöht die Dividende deutlich und erwartet für das laufende Jahr nur noch moderate Umsatz- und Gewinnzuwächse. Der Nettogewinn nach Anteilen Dritter stieg 2024 um 16 % auf 318,9 Mio. Euro, teilte das Unternehmen in München mit. Die Dividende soll um den gleichen Prozentsatz auf 1,66 Euro angehoben werden (2023: 1,43 Euro). Das Live-Entertainment-Segment verzeichnete nach dem pandemiebedingten Nachhol-Boom im Jahr 2023 eine Normalisierung. 2025 soll vor allem das hochprofitable Ticket-Geschäft den Umsatz stärken. Vorstandschef Klaus-Peter Schulenberg betont zudem die Expansionspläne des Unternehmens in internationale Märkte.
Der Augsburger Großgetriebehersteller Renk erwartet für 2025 angesichts der Aufrüstung einen Umsatz- und Gewinnsprung. Der Auftragsbestand lag Ende des vergangenen Jahres bei 5 Mrd. Euro. Daraus sollen in diesem Jahr mehr als 1,3 Mrd. Euro Umsatz werden (2024: 1,14 Mrd. Euro). Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) soll sich auf 210 bis 235 Mio. Euro verbessern, ein Plus von 11 bis 24 %. Das Unternehmen entwickelt vor allem Hochleistungsgetriebe für Panzer.
Der Agrarchemiekonzern Syngenta Group erwartet nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang 2024 eine Stabilisierung des Pflanzenschutzmarktes. Im Vorjahr bremsten ein anhaltender Lagerabbau bei Pflanzenschutzmitteln, ungünstige Wetterbedingungen und schwächere Währungen in Schwellenländern das Geschäft. Der Umsatz sank um 10 % auf 28,8 Mrd. US-Dollar. Der operative Gewinn (Ebitda) fiel um 15 % auf 3,9 Mrd. US-Dollar. Biologische und neu auf den Markt gebrachte Produkte erzielen Zuwächse, während bei nicht-patentgeschützten Produkten der Preisdruck hoch ist.
Trotz eines Gewinnrückgangs hebt der Baustoffkonzern Heidelberg Materials die Dividende um 10 % an. Der Hauptversammlung am 15. Mai wird eine Ausschüttung von 3,30 Euro je Aktie vorgeschlagen, nach 3,00 Euro für 2023. Der Umsatz blieb mit 21,2 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau, während der Konzern unter dem Strich 1,78 Mrd. Euro verdiente, 7 % weniger als 2023. Bereinigt um Restrukturierungskosten und Abschreibungen legte der Gewinn jedoch zu.
Der Co-CEO des südkoreanischen Elektronikkonzerns Samsung Electronics, Han Jong-hee, ist an Herzstillstand gestorben. Han war für Unterhaltungselektronik und mobile Geräte zuständig. Bei der Hauptversammlung am 19. März hatte er sich für sinkende Aktienkurse und Versäumnisse im KI-Halbleiterbereich entschuldigt und sinnvolle Fusionen und Übernahmen angekündigt, um das Wachstum anzukurbeln.
Der Fernsehkonzern MFE – MediaForEurope, kontrolliert von der Berlusconi-Familie, prüft eine Erhöhung seiner Beteiligung an ProSiebenSat.1 auf über 30 %. Eine Entscheidung soll vor der Hauptversammlung am 28. Mai fallen.
Das österreichische Geldhaus Raiffeisen Bank International steht bei der Hauptversammlung erneut wegen seiner Russland-Geschäfte unter Druck. Bankchef Johann Strobl muss sich Fragen zur Rückzugsstrategie stellen, während ein Rechtsstreit mit einer russischen Firma die Bank bis zu 2 Mrd. Euro kosten könnte.
Die Commerzbank rechnet mit einer radikalen Veränderung des Bankgeschäfts durch KI. Privatkundenvorstand Thomas Schaufler betont, dass die Bank notwendige Investitionen aus eigener Kraft stemmen kann. Eine Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit würde dagegen die nötigen Anpassungen verzögern.
Der Automobilkonzern Hyundai Motor will zusätzlich 21 Mrd. US-Dollar in die USA investieren. Dazu gehört ein 5,8 Mrd. US-Dollar teures Stahlwerk in Louisiana mit 1400 Arbeitsplätzen. Hyundai will damit US-Strafzölle vermeiden.
Der Aktienkurs von Tesla stieg, nachdem CEO Elon Musk ankündigte, dass in diesem Jahr 5.000 humanoide Optimus-Roboter gebaut werden sollen.
US-Präsident Donald Trump hat Boeing einen Milliardenauftrag für den neuen Kampfjet F-47 erteilt, der den F-22 Raptor ablösen soll.
Das KI-Unternehmen OpenAI plant ab 2029 einen positiven Cashflow und erwartet bis dahin einen Umsatz von über 125 Mrd. US-Dollar. 2024 wird ein Umsatz von 3,7 Mrd. US-Dollar prognostiziert.
Märkte in der vergangenen Woche
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